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Projektländer: Frankreich, Italien, Österreich, Slowenien
Die Situation in Österreich
Wölfe lebten bis vor 150 Jahren in ganz Österreich. Aufgrund von Konflikten mit der Nutztierhaltung, Konkurrenz um das Wild und einer teilweise direkten Bedrohung für die Menschen wurden Wölfe in Österreich verfolgt und Mitte des 19. Jahrhunderts ausgerottet. Seit damals bis zum Jahr 2008 tauchten Wölfe nur noch gelegentlich auf. Ab dem Jahr 2009 wandern Wölfe regelmäßig aus benachbarten Populationen ein, seit 2016 mit steigender Zahl. Etwa 48 % Österreichs sind von Wald bedeckt und das Land hat die höchste wilde Huftierdichte in Europa, die allgemeine Lebensraumqualität ist daher gut.
Die Wölfe in Österreich stammen aus vier verschiedenen Populationen: West- und Südalpen (Italien, Frankreich und Schweiz), Dinarisches Gebirge (Slowenien, Kroatien), Karpaten (Slowakei) und Mitteleuropäisches Tiefland (Deutschland, Westpolen und Tschechien).
Das erste Rudel wurde 2016 auf einem Truppenübungsplatz (Allentsteig) gebildet. In den Folgejahren gab es 2017 wieder ein Rudel, 2018 und 2019 drei Rudel und 2020 wieder nur ein Rudel.
Wölfe in Österreich weisen hohe Fluktuationsraten auf. Einzige Ausnahme sind die Elternwölfe aus dem Rudel Allentsteig. Im Zeitraum 2016-2019 können einzelne Wölfe in den Alpen durchschnittlich 5 Monate durch genetische Beweise und 7 Monate einschließlich aller Anzeichen nachgewiesen werden. Die entsprechenden Durchschnittszeiten im nichtalpinen Bereich betragen 5 bzw. 13 Monate. Die hohen Fluktuationsraten der einzelnen Wölfe übersetzen sich in ein ähnliches Muster bei den Rudeln. Außerhalb des Truppenübungsplatzes hielten sich Rudel nicht länger als ein Jahr auf, und in den alpinen Gebieten hatte sich in diesem Zeitraum kein Rudel gebildet. Kein österreichischer Nachwuchs wurde jemals in Österreich außerhalb des jeweiligen Rudelgebietes nachgewiesen.
Öffentliche Debatte
In Österreich findet eine heftige öffentliche Debatte über die Rückkehr der Wölfe statt. Während die Mehrheit der Österreicher:innen dafür ist, lehnen Teile der Gesellschaft die Rückkehr komplett ab und fordern wolfsfreie Zonen oder gar ein wolfsfreies Österreich. Die prominentesten unter diesen Gruppen sind Schafhalter:innen und Jäger:innen. Schafhalter:innen sind in der öffentlichen Debatte sehr laut und offen. Sie argumentieren, dass Schadensverhütungsmaßnahmen nur schwer oder gar nicht umsetzbar seien. Jäger:innentreten in der öffentlichen Debatte moderater auf, wenngleich die Akzeptanz gegenüber dem Wolf bei vielen niedrig ist. Die Öffentlichkeit kann die Ängste der Schafhalter:innen nachvollziehen. Die Verwendung von Steuergeldern zur Unterstützung der Schafhalter:innen bei der Schadensverhütung wird weithin akzeptiert. Die Sichtweise der Jäger:innen wird weniger akzeptiert, da ihre Motivation als egoistische Haltung angesehen wird.
Artenschutz und Management
Um die Rückkehr des Wolfs in diesem schwierigen öffentlichen Kontext zu bewältigen, haben die österreichischen Länder und zwei Bundesministerien einen Dachverband mit dem Namen „Österreichzentrum Bär Wolf Luchs“ gegründet. Außerordentliche Mitglieder sind Interessengruppen und wissenschaftliche Einrichtungen. Die Idee dieser Organisation ist es, die öffentlichen Verwaltungen bei der Bewältigung dieser Herausforderungen im gesetzlichen Rahmen zu unterstützen und ein konfliktarmes Zusammenleben von Großraubtieren und Menschen, insbesondere Landnutzern, zu organisieren. Diese Organisation wurde Anfang 2019 gegründet.
Für Österreich ist der Wolf in den Anhängen II und IV der EU-Habitatrichtlinie gelistet und damit streng geschützt. Die Umsetzung von Maßnahmen zur Schadensverhütung und anderen Maßnahmen zur Unterstützung des Zusammenlebens zwischen Wolf und Mensch befinden sich in einem sehr frühen Stadium.
Allgemeine Ziele des LIFE WOLFALPS EU Projekts
Im Projekt LIFE WOLFALPS EU (2019-2024) ist das ultimative Ziel, das Zusammenleben von Wolf und Mensch zu verbessern. Zum ersten Mal werden auf der Ebene der alpinen Wolfspopulation koordinierte Maßnahmen im gesamten alpinen Ökosystem umgesetzt werden. Das beinhaltet sowohl Regionen, in denen der Wolf seit 20 Jahren präsent ist (Westalpen), als auch Regionen, in denen der Wiederbesiedlungsprozess gerade erst begonnen hat (Ostalpen).
Monitoring, Management und Schutz der Wölfe auf Populationsebene in den Alpen
Das Hauptziel des Projekts ist es, die derzeitigen unterschiedlichen Strategien des Wolfsmanagements (sowohl auf lokaler als auch auf Länderebene) zu überwinden und zum ersten Mal in Europa eine umfassende Erhaltung, Verwaltung und ein Monitoring auf Populationsebene zu erreichen. Maßnahmen müssen übertragbar und wiederholbar sein, um im großen Maßstab homogen wirken zu können. Das Projekt baut ein enges grenzüberschreitendes Netzwerk von Fachleuten auf, beginnt mit einem langfristigen grenzüberschreitenden Monitoring und wird qualitativ hochwertige Daten über diese Wölfe auf Populationsebene bereitstellen.
In einer Vielzahl von Aktionen wird untersucht, was Konfliktherde antreibt, und es werden Lösungen entwickelt. Die Einstellung der Öffentlichkeit gegenüber Wölfen werden erhoben und für gezielte Bildungs- und Kommunikationsaktivitäten genutztn, um das Wissen über Wölfe zu erweitern und das Zusammenleben zu fördern.
Handbuch über Wildtierforensik zum Download
Projektleitung am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie:
Weitere Mitarbeiter
Dr. Felix Knauer
Koordination Gesamtprojekt
Ente di Gestione delle Aree Protette delle Alpi Marittime, Validieri, Italien
Laufzeit
01.09.2019-30.09.2024
(Weitere) Projektpartner
Accademia Europea di Bolzano, Italien
Arma dei Carabinieri, Rom, Italien
Citta Metropolitana di Torino, Italien
Ente di Gestione delle Aree protette dell Alpi Cozie, Italien
Ente di Gestione dell Aree protette dell ´Appennino Piemontese, Italien
Ente di Gestione dell Aree protette dell'Ossola
Ente Parco Nazionale Dolomiti Bellunesi, Feltre Italien
Ente Regionale per i Servizi all''Agricoltura e alle Foreste, Milano, Italien
Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein, Österreich
MUSE - Museo delle Scienze, Italien
Office Francais de la Biodiversité, Frankreich
Parc National du Mercantour, Nice, Frankreich
Regione Autonoma della Valle d´Aosta, Aosta, Italien
Regione Liguria, Italien
Regione Lombardia, Milano, Italien
Univerza v Ljubljani, Ljubljana, Slowenien
Università degli Studi di Torino, Italien
Zavod za gozdove Slovenije, Ljubljana, Slowenien
Gefördert durch
Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, Wien, Österreich
EU (Kommission der Europäischen Union), Brussels, Europäische Union, Programm EU LIFE 2014-2020