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Gefördert durch den Fonds zu Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) Projekt Nummer P 33918

Der Winterschlaf ist eine extreme Anpassung mancher Säugetiere, um den kalten und nahrungsarmen Winter oder andere ungünstige Umweltbedingungen zu überstehen. In den sogenannten Torporphasen des Winterschlafs wird der Stoffwechsel extrem abgesenkt, dadurch fällt die Körpertemperatur bis auf Umgebungstemperatur ab und kann sogar den Nullpunkt erreichen. Herzfrequenz und Atmung sind im Torpor extrem reduziert. Auch das Gehirn zeigt in diesen Phasen praktisch keine Aktivität und ist nur gering durchblutet. Torporphasen dauern mehrere Tage bis Wochen und werden von kurzen, nur wenige Stunden dauernden Aufwärmphasen, sog. Arousals unterbrochen.

Wir wollen untersuchen welche Auswirkungen der Zustand des Winterschlafs auf das Erinnerungsvermögen und die Wahrnehmung der Tiere hat. Müssen Winterschläfer jedes Jahr ihre Umgebung neu erkunden und erlernen? Erkennen sie ihre Verwandten und Gruppenmitglieder wieder? Vorangegangene Studien geben hier kein klares Bild, zeigen aber Hinweise auf negative Effekte des Winterschlafs. Bis heute ist noch nicht geklärt warum Winterschläfer die Phasen des Torpors immer wieder mit Arousals unterbrechen. Könnten die Arousals wichtig sein, um z.B. die räumliche Orientierung und die Wahrnehmung aufrecht zu erhalten? In mehreren Experimenten wollen wir genau untersuchen welchen Einfluss verschiedene Faktoren des Winterschlafs, also Häufigkeit der Arousals, minimale Körpertemperaturen und die Dauer des Winterschlafs, auf das Erinnerungsvermögen und die Wahrnehmung von Winterschläfern haben.

Für unsere Studie haben wir als Untersuchungsart den Siebenschläfer (Glis glis) ausgewählt. Diese Tierart ist in diesem Zusammenhang besonders spannend. Mit einem Winterschlaf von, im Extremfall, 11 Monaten, sind Siebenschläfer Weltrekordhalter in der natürlich vorkommenden Winterschlafdauer. Wenn also der Winterschlaf schlecht für das Erinnerungsvermögen ist, sollten Siebschläfer besonders darunter leiden. Andererseits benötigt ihr baumbewohnender und nachtaktiver Lebensstil eine sehr gute räumliche Orientierung und Wahrnehmung der Umwelt.

Für die Untersuchung dieser Zusammenhänge wollen wir innovative Technik einsetzen. Dazu werden den Tieren kleine Datenlogger implantiert, die über 2 Jahre die saisonale Aktivität und Köpertemperatur aufzeichnen können. So können wir genau verfolgen, wann die Tiere welche Temperatur haben und wie aktiv sie sind. Die Siebenschläfer werden trainiert aus einem Irrgarten ihren Weg ins Freie zu finden. Zusätzlich sollen sie lernen Symbole zu erkennen und durch den Sprung auf das richtige Symbol den Ausgang zu finden. Den Erfolg in diesen Tests wollen wir dann nach dem Winterschlaf überprüfen. Auch sollen einige unserer Tiere in Gruppen in großen Volieren gehalten werden. Hier haben sie die Möglichkeit mit Artgenossen ihre Schlafplätze in Nistkästen zu teilen. Durch soziale Netzwerkanalysen wollen wir herausfinden, ob diese Gruppenbildung durch den Winterschlaf beeinflusst wird.

Projektbeginn: Februar 2021

Claudia Bieber mit Siebenschläfern

Claudia Bieber

Tabea Lammert mit Siebenschläfern

Tabea Lammert

Jan Müller mit Siebenschläfern

Jan Müller