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Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Lukas Hochleitner, M.Sc.

Populationsdynamiken und Lebensstrategien von Samenprädatoren werden stark durch das Auftreten von Mast-Ereignissen (=Samenproduktion) ihrer jeweiligen Hauptnahrungsressource beeinflusst. Mast-Baumarten wie die Europäische Buche (Fagus sylvatica) werden wiederum stark durch den Klimawandel beeinflusst. So kann beispielsweise durch steigende Sommer-Temperaturen eine Zunahme der Häufigkeit von Voll-Mastjahren der Buche beobachtet werden.

Der Siebenschläfer (Glis glis) ist eine samen-konsumierende Nagetierart mit einer extremen Anpassung an die Verfügbarkeit von Samen der europäischen Buche. Sowohl Reproduktion als auch Überleben hängen direkt mit der Samen-Verfügbarkeit zusammen. Die Reproduktion der Siebenschläfer ist auf die Buche so abgestimmt, dass Siebenschläfer-Jungtiere im August geboren werden, wenn die Buchen-Samen reif sind und ein optimales Nahrungsangebot bieten. In sogenannten Ausfalljahren, wenn wenige bis keine Buchen-Samen zur Verfügung stehen, verzichten die Siebenschläfer auf die Reproduktion. In diesen Jahren stehen nicht genug fettreiche Samen zur Verfügung, die die Jungtiere benötigen, um genug Fettreserven für ihren ersten Winterschlaf anzulegen. Wie wirkt sich nun die durch den Klimawandel veränderte Buchenmast auf die Lebensstrategie der Siebenschläfer aus? Gibt es aufgrund häufigerer Voll-Mastjahren auch mehr Reproduktionsjahre der Siebenschläfer? Und wie verändern sich dadurch die Überlebenswahrscheinlichkeiten der Adulten?

Auf lange Sicht kann der Klimawandel zu weiteren Veränderungen im Lebensraum der Siebenschläfer führen. Sowohl durch forstwirtschaftliche Maßnahmen als auch durch die Verschiebung der ökologischen Nischen von Baumarten durch den Klimawandel kann es zur folgenden Veränderung kommen: Wälder, die bisher von der Buche dominiert wurden, werden sich in Wälder umwandeln, in denen ein höherer Mischungsgrad mit anderen Baumarten (z.B. Nadelbaumarten) besteht. Es wurde schon gezeigt, dass eine hohe Baumarten-Diversität für Siebenschläfer von Vorteil ist. Wie wirkt sich aber diese Veränderung langfristig auf die Siebenschläfer-Population aus? Inwieweit wird sich Reproduktion und Lebensdauer von Siebenschläfer verändern? Können sich die Tiere schnell genug anpassen? Der Klimawandel schreitet so schnell voran, dass die restlichen Buchen im Siebenschläfer-Lebensraum in Hitze- und Trocken-Stress kommen. Hohe Sommer-Temperaturen und Dürren in den kommenden Jahren werden dazu führen, dass die Buche ihre Samen frühzeitig mit dementsprechend schlechter Qualität abwirft. Welche Folgen ein vollständiger Wegfall von Buchen-Samen als Nahrung auf die Siebenschläfer haben wird, ist bis heute noch völlig unklar.

Die hier gestellten Fragen wollen wir mit Hilfe eines langjährigen Fang-Wiederfang-Datensatzes (2006 bis dato) einer freilebenden Siebenschläfer-Population nahe St. Corona am Schöpfl im Biosphärenpark Wienerwald beantworten. Unter anderem stehen uns von jedem der markierten Individuen Alter, Geschlecht, Gewicht und Reproduktionsstatus zur Verfügung.

 

Finanzierung:Gesellschaft zur Förderung des Forschungsinstitutes für Wildtierkunde und Ökologie

Projektbeginn: Oktober 2022