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Rebhühner (Perdix perdix) und Feldhasen (Lepus europaeus) stammen ursprünglich aus den eurasischen Steppen. Die prähistorische Einführung der Landwirtschaft in Europa führte dazu, dass beide Arten auf dem gesamten Kontinent gediehen und sich etablierten und kulturell und wirtschaftlich wichtig für menschlichen Gemeinschaften wurden. Die Intensivierung der landwirtschaftlichen Praktiken im vergangenen Jahrhundert, insbesondere in den letzten 60 Jahren, hat jedoch zum Rückgang dieser ikonischen einheimischen europäischen Arten geführt.

Wissenschaftler:innen nehmen an, dass der anfängliche drastische Rückgang der Rebhühner von 1950 bis 1980 durch die weit verbreitete Zunahme des Einsatzes von Pestiziden verursacht wurde, was zu einer geringeren Verfügbarkeit von Insekten für proteinhungrige Küken führte. Man geht weiters davon aus, dass der Rückgang seit den 1980er Jahren auf eine Kombination aus dem Verlust der Lebensraumstruktur und der Prädation zurückzuführen ist. Diese beiden letzten Faktoren werden auch für den Rückgang der Hasenpopulationen verantwortlich gemacht.

Das Aufkommen der großflächigen mechanisierten Landwirtschaft führte zu einer enormen Verringerung der früheren Lebensraumstruktur, welche Hecken, Feldränder, Brachland, totes Gras usw. umfasst. Diese Struktur bietet nicht nur Nistplätze, Nahrung und thermische Zufluchtsorte für beide Arten, sondern kann sie auch vor potenziellen Fressfeinden schützen, wie z.B. vor Füchsen, Mardern und Weihen. Da es zwischen diesen beiden Faktoren und den unterschiedlichen lokalen Bedingungen, insbesondere historischen und jüngsten landwirtschaftlichen und Jagdpraktiken, zu Wechselwirkungen kommt, ist es schwierig zu sagen, welcher dieser Faktoren die Hauptursache für den Rückgang einer Population ist.

Wir beabsichtigen, den Beitrag dieser Faktoren zum Rückgang der Rebhuhn- und Hasenpopulationen in Niederösterreich zu entschlüsseln. Dazu werden wir in Baden, NÖ, eine Mischung aus etablierten und neuen Methoden anwenden. Wir planen, künstliche Nester zusammen mit künstlichen Eiern in verschiedenen Teilen des Habitats von Rebhühnern zu platzieren, um zu testen, wie sich die Nestprädation mit der Habitatstruktur ändert.

Wir werden zudem die neuesten Biologging-Techniken verwenden. Biologging beinhaltet das Anbringen eines Sensors, normalerweise in einem Halsband, an einem Tier, um Informationen über seine Bewegung, sein Verhalten, seine Physiologie und/oder seine Umgebung zu erhalten. Wir planen, solche Geräte an Rebhühnern, Hasen, Füchsen und Mardern anzubringen, um zu sehen, wie jede dieser Tierarten die Umwelt in einem sehr feinen Maßstab nutzt. Auf diese Weise können wir eine Vielzahl von Fragen beantworten, darunter:

  • In welcher Art von Lebensraum legen Rebhühner ihre Eier auf natürliche Weise ab?
  • Wie ändert sich die Lebensraumnutzung durch Rebhühner und Hase n saisonal?
  • Wie ändert sich die Lebensraumnutzung von Rebhühnern und Hasen mit der Anwesenheit eines Raubtiers?
  • Welche Habitatstrukturen nutzen Raubtiere? Ändert sich die Lebensraumnutzung von Raubtieren saisonal?
  • Nimmt die Prädation zu, wenn die Beute Hitzestress erfährt?

Das Finden von Antworten auf diese Fragen ist von entscheidender Bedeutung, wenn man den Rückgang der Rebhuhn- und Hasenpopulationen in Niederösterreich und ganz Europa umkehren will. Sie werden aber auch wichtige Ausgangsinformationen liefern bevor Änderungen des „Österreichischen Programms zur Förderung einer umweltgerechten, extensiven und den natürlichen Lebensraum schützenden Landwirtschaft“ (ÖPUL 2023) beginnen sich auf landwirtschaftliche Ökosysteme auszuwirken. Darüber hinaus kann das Verständnis des Verhaltens unter den aktuellen klimatischen Bedingungen Einblicke in die möglichen Auswirkungen zukünftiger Temperatur- und Niederschlagsextreme auf diese beiden charismatischen europäischen Arten geben. Diese Informationen werden in ausgeklügelten Computermodellen – bekannt als mechanistische Nischenmodelle oder biophysikalische Modelle – verwendet, um die zukünftige Verbreitung jeder Art unter verschiedenen potenziellen zukünftigen Klimaszenarien vorhersagen zu können und so das Management und den Schutz dieser beiden charismatischen europäischen Arten bis weit in die Zukunft zu unterstützen.

Finanzierung:

Das Projekt wird von der Gesellschaft zur Förderung des Instituts für Wildtierkunde und Ökologie finanziert.

Team members:

Shane Morris (Leiter)

Larissa Bosseler

Aldin Selimovic

Claudia Bieber