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Gerade noch vor dem Aussterben bewahrt

IUCN hat auf der neuesten Roten Liste den Gefährdungsstatus der mongolischen Wildpferde von „kritisch gefährdet“ auf „gefährdet“ herabgestuft.  Chris Walzer und Petra Kaczensky vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien arbeiten seit vielen Jahren erfolgreich an der Wiederansiedelung von Przewalski Pferden in der Wüste Gobi der Mongolei.

Przewalski Pferde waren in freier Wildbahn bereits ausgestorben – vor der Wiederansiedelung wurde das letzte freilebende Pferd 1968 in der Wüste Gobi gesichtet.  Heute besteht in diesem Gebiet das  Great Gobi B Schutzgebiet, und seit 1992 leben dort wieder  in europäischen Zoos gezüchtete Przewalski Pferde, die über mehrere Jahre eingeflogen und ausgewildert wurden, mit ihren in der Mongolei geborenen Nachkommen.   Erst vor wenigen Jahren (2008) waren die Takhis, wie die Wildpferde auf Mongolisch bezeichnet werden, von „in Freiheit ausgestorben“ auf „kritisch gefährdet“ herabgestuft worden. Da ist es schon ein großer Erfolg, dass IUCN sie nun bereits als „nur“ gefährdet eingestuft hat.   Mittlerweile kann man davon ausgehen, dass die mongolische Population sich dauerhaft etabliert hat, auch wenn es immer wieder Rückschläge (z.B. hohe Sterblichkeit in extremen Winterjahren) gibt.   In einer ursprünglich 1992 errichteten Forschungsstation in Takhin Tal am Rande des Great Gobi B Schutzgebietes werden diverse Untersuchungen zu Verhalten, Bedürfnissen und Lebensraum der Wildpferde und anderer Tierarten durchgeführt.  Der Bau der Station wurde vom österreichischen Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft unterstützt.  Die Forschung wird unter der Leitung von Prof. Dr. Chris Walzer und Dr. Petra Kaczensky und in Zusammenarbeit mit der Internationalen Takhi Gruppe, der Nationalparkverwaltung, und der Nationaluniversität der Mongolei in Ulaan Bataar (NUM ) koordiniert. 

Seit den 1960er Jahren erstellt die Weltnaturschutzunion IUCN regelmäßig die sogenannte Rote Liste, auf welcher Tier,- und Pflanzenarten in verschiedene Gefährdungskategorien eingestuft sind.   Am schlimmsten steht es dabei um jene Arten, die in den Gefährdungskategorien  „CR“ (critically endangered, vom Aussterben bedroht mit Aussterbenswahrscheinlichkeit innerhalb der nächsten Jahre von über 50%) , „EN“ (endangered, gefährdet) und „VU“ (vulnerable,  potenziell gefährdet) geführt werden.  

Leider ist die Erfolgsgeschichte der Przewalski Pferde eher ein Einzelfall.  Die Situation für viele andere Tierarten ist prekär:  So werden zum Beispiel 25% aller Säugetierarten auf der neuesten Roten Liste von IUCN als gefährdet eingestuft.   „Bei aller Freude über unseren Erfolg mit der  Wiederansiedelung von Przewalski Pferden in freier Wildbahn, ist es nicht wünschenswert, es überhaupt so weit kommen zu lassen, dass Wildtiere nur durch überaus kostspielige und aufwändige Zucht,- und Auswilderungsmaßnahmen vom Aussterben zu retten sind,“ sagt Chris Walzer.   Es ist weder technisch noch finanziell möglich, alle gefährdeten Tierarten in Gefangenschaft zu züchten und wieder auszuwildern.  Viel zielführender sind rechtzeitig unternommene Schritte, wie die Etablierung von Schutzgebieten und der Erhalt von naturnahen, für Wildtiere „durchlässigen“ Gebieten in multifunktionellen Landschaften, begleitet von geeigneten Maßnahmen zur Bekämpfung von Gefährdungsfaktoren auf der Basis fundierter Wissenschaft.  

(Web-Redaktion am 16.12.2011)