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01.10.2024: Mit 01. Oktober übernimmt Sebastian Glatt die Professur für Systemgenetik an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Der renommierte Genetiker und Molekularbiologe wechselt vom Małopolska Centre of Biotechnology (MCB) in Krakau nach Wien, um dort die Forschung im Bereich der Systemgenetik, der RNA-Diagnostik und Therapie weiter voranzutreiben.

Nach 16 Jahren im Ausland kehrt der Wiener Sebastian Glatt in seine Heimatstadt zurück. Als neu berufener Professor für Systemgenetik bringt er ein umfangreiches Netzwerk und viele Jahre Erfahrung mit RNA-Biochemie sowie Strukturbiologie mit. Die künftige Wirkungsstätte bezeichnet er als „Sweet Spot“ für das, was er vorhat, denn sein Fachgebiet ist für die Veterinärmedizin komplementär. Bisher hat Sebastian Glatt sein Wissen in die Erforschung neurodegenerativer Erkrankungen und Krebs im Menschen eingebracht. Aber sein „RNA-zentristischer Blick“ wird auch die Tierklinik sinnvoll ergänzen, weil die Ribonukleinsäure für alle Arten an Organismen ein fundamentales Molekül ist. Glatts Grundlagenforschung zielt darauf ab, die molekularen und strukturelle Mechanismen in der tRNA-Biologie aufzudecken, die die Produktion aller Proteine regulieren. Veränderungen dieser zentralen Moleküle spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung einer Vielzahl von Erkrankungen.

Den RNA-Blick schärfen

Nach dem Studium der Genetik und Mikrobiologie an der Universität Wien, absolvierte Sebastian Glatt sein Doktorat in der Industrie bei Boehringer Ingelheim Austria. Dort wurde sein Bewusstsein für klinisch relevante Forschung und Projektmanagement geschärft. Fünf Jahre später wechselte er 2008 für acht Jahre an das European Molecular Biology Labor (EMBL) in Heidelberg. Mit einem interdisziplinären PostDoc Fellowship kam er an die Structural and Computational Unit. Dort holte er nach, was er in der Industrie vermisst hatte: das spielerische Element in der Forschung, die Möglichkeit unbegrenzt Grundlagenforschung zu betreiben, mit ausreichend Zeit für die Lösung komplexer technischer Probleme um fundamentale wissenschaftliche Erkenntnisse zu erlangen. Seit 2015 arbeitete Sebastian Glatt am MCB der Jagiellonen Universität und leitet nicht nur eine Max Planck Forschungsgruppe, sondern ist auch wissenschaftlicher Direktor des Instituts and Gründer des Nationalen Zentrums für Kryoelektronenmikroskopie am benachbarten Solaris Synchrotron. Im Jahr 2020 erhielt Glatt einen ERC Consolidator Grant und jüngst wurde er als Mitglied in die renommierte Wissenschaftsorganisation EMBO (European Molecular Biology Organization) aufgenommen.

In der Lehre will sich Sebastian Glatt den Grundlagen der Systemgenetik, RNA-Diagnostik und Therapie widmen, wo die Humanmedizin schon weiter fortgeschritten ist: den Nutzen von spezifischer RNA-Modifikation für klinische Interventionen und ihrer Bedeutung für die Klinik. Gemäß dem Motto, dass man erst wahrhaft versteht, wenn man die Zusammenhänge auch erklären kann, erwartet er sich Erkenntnisse auf beiden Seiten des Hörsaals.

Hinweis:
Ein ausführliches Portrait zu Sebastian Glatt lesen Sie in der nächsten Ausgabe des VETMED Magazins.

Sind Sie mittlerweile in Wien gut wieder angekommen?
Wir sind gerade auf der Suche nach einer passenden Wohnung und nach einer Volksschule für meine Tochter, die im September 2025 eingeschult werden soll.

Warum haben Sie sich für die Professur an der Vetmeduni entschieden?
Die Vetmeduni hat international einen hervorragenden Ruf und Wien hat eine sehr starke RNA- und Strukturbiologie Community. Während der Verhandlungsphase hat sich dann das positive Bild von der Vetmeduni und dem Campusleben voll bestätigt – deshalb war die Entscheidung nach dem Berufungsangebot auch sehr leicht.

Worauf freuen Sie sich nun, kurz nach Ihrem Start an der Vetmeduni?
Möglichst viele meiner neuen Kolleg:innen an der Vetmeduni persönlich kennenzulernen und interessante neue Kontakte knüpfen.

Was werden Sie an Krakau und dem MCB vermissen?
Die Ambition die Geschichte aufzuholen – in Polen haben junge Menschen das Gefühl, dass jeder einzelne das ganze Land nach vorne bringen kann.

Was ist Ihnen in der Lehre besonders wichtig?
Unser Wissen in der Genetik und Molekularbiologie hat sich selbst seit meiner Studienzeit vervielfacht und wir beginnen gerade die grundlegendsten Prinzipien der komplexesten zellulären Mechanismen aufzuklären und zu verstehen. In Zukunft wird dieses molekulare Wissen noch viel stärker die diagnostischen und therapeutischen Ansätze in der Klinik beeinflussen und wir müssen die Student:innen auf diese Entwicklungen vorbereiten. Vor allem aber möchte ich auch meine Faszination und Begeisterung für Forschung und Lehre an die nächsten Generationen weitergeben.

 

Word Rap

Der schwierigste Fachbegriff, für den es zurecht eine Abkürzung braucht?
WARP – Durchlichtelektronenmikroskopiebilddatenentzerrungswerkzeug

Was machen Sie, wenn Sie bei einem wissenschaftlichen Thema feststecken?
Ich rede mit möglichst vielen Menschen darüber, denn viele Gedanken verfassen sich erst beim Aussprechen.

Mein ultimatives Motivationslied?
“Best Of You” von den Foo Fighters.

Team „Kaffee“ oder „Tee“?
In der Früh „Team Kaffee“, untertags „Team Tee“.

Dinge, die ich immer in meinem Arbeits-/Laborschrank habe:
Haube und Wintermantel für den Kühlraum / 3D Brillen / Kopfhörer