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Globale Veränderungen an Amphibien festmachen
BIBIANA ROJAS ist neue Assistenzprofessorin für Global Change Biology am Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Vetmeduni. Sie bringt viel Erfahrung mit giftigen Fröschen vom Äquator mit und will sich nun auch ansehen, wie Feuersalamander auf den Global Change reagieren.
Giftfrösche aus dem tropischen Urwald und Feuersalamander aus dem Wienerwald haben mehr gemeinsam, als man denkt. Deshalb will Bibiana Rojas, seit September Assistenzprofessorin für „Global Change Biology“ am Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV), mit beiden arbeiten. Denn „sie haben vergleichbare Strategien und sind in verschiedenen Umwelten einem ähnlichen Druck ausgesetzt.“ Die gebürtige Kolumbianerin erforscht seit 20 Jahren Amphibien, die auf Eingriffe in natürliche Prozesse auf dem Planeten und die voranschreitende Veränderung, Fragmentierung und Zerstörung von Lebensräumen empfindlich reagieren. Entwässerung, Entwaldung, Klimawandel und menschliche Mobilität, die invasive Spezies und Pathogene global verbreitet, bedrohen das Überleben von Amphibien weltweit.
Über Südamerika und Finnland nach Wien
Die 43-jährige Evolutionsbiologin und Verhaltensforscherin will wissen, wie ihre farbenprächtigen Versuchstiere auf Stressoren in der Umwelt reagieren und ihr Verhalten ändern: „Wir wollen verstehen, wie sich ihre Farbe und Toxizität verändern, wenn sie gestresst werden. Wie reagieren die Salamander und was bedeutet das für ihr Vorkommen?“ In Französisch-Guayana hat Rojas Giftfrösche aus Südamerika erforscht. Wien war aber dort nie weit weg, denn an der Tropenstation forschten auch Wiener:innen. Dort knüpfte sie Freundschaften und besuchte die Stadt regelmäßig. Vor 17 Jahren hat sie durch Zufall schon einmal an einem KLIVV-Projekt mitgearbeitet und setzte sich damals in den Kopf, eines Tages zurückzukehren. Die vergangenen neun Jahre forschte sie in Finnland, als Postdoc an der University of Jyväskylä und Research Fellow der Wissenschaftsakademie.
Auffallen um jeden Preis
Feuersalamander und Giftfrösche sind gut zu sehen. Die auffallende Färbung dient dazu, Beutegreifer zu warnen. Die Salamander können ihr Gift aus Vorläufersubstanzen, die auch bei der Herstellung von Stresshormonen eine Rolle spielen, selbst produzieren. Die Frösche nehmen es hingegen mit der Nahrung – nämlich Ameisen – auf. Ihre Verteidigungsstrategie ist in Gefahr, denn invasive Spezies als neue Räuber und Konkurrenz im Lebensraum sowie sich ausbreitende Pilzkrankheiten bedeuten Stress.
Bibiana Rojas freut sich, dass nahe am Institut bei Regenwetter eine lokale Population aufgespürt werden konnte. „Wir werden hier einen effektiven Weg für das Monitoring der Spezies finden bzw. welche Informationen wir sammeln müssen, um Aussagen über den Zustand der Populationen sowie Einschätzungen über deren Zukunft treffen zu können. In einem zweiten Schritt wollen wir die Forschung auf Restösterreich ausweiten“, so die Forscherin.
Feuersalamander haben einen hohen Wiedererkennungswert. Das bietet der Forscherin beste Voraussetzungen für ein weiteres großes Anliegen: die engagierte Wissenschaftskommunikation mit jenen, die die Forschung letztlich finanzieren. Auch Citizen-Science-Projekte schließt sie für die Zukunft nicht aus. Die Verhaltensbiologin plant Laborexperimente und Feldarbeit zu kombinieren und möchte künftig auch einen Amphibienkurs an der Vetmeduni halten.
Den Seeblick in Finnland hat sie gegen Waldblick in Wien getauscht und kann zu Fuß zur Arbeit gehen. Mit ihrer kleinen Tochter lernt sie die Stadt neu kennen, frischt ihr Deutsch auf und genießt das Konzept von Heurigen. Die Teststrategie an der Uni macht es endlich wieder möglich, aus der Isolation zu kommen.
"Wir wollen verstehen, wie Salamander ihre Farbe und Toxizität verändern, wenn sie durch Umweltfaktoren
gestresst werden."
Text: Astrid Kuffner
Dieser Artikel erschien in VETMED Magazin 04/2021