Springe zum Hauptinhalt

18.09.2024: Der Frage, ob Reststoffe aus der Weinproduktion als funktionelle Zusatznahrung für Rinder geeignet sind, ging eine aktuelle Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien nach. Die Daten aus den In-vitro-Versuchen zeigen, dass eine Beigabe in einer Größenordnung von maximal 20 Prozent der Gesamtfuttermenge möglich und sinnvoll sein könnte.

Nach dem Verbot der Verwendung von Antibiotika in Futtermitteln als Wachstumsförderer ist das Interesse an der Verwendung natürlicher bioaktiver Verbindungen in der Tierhaltung groß und der Markt für phytogene Futtermittelzusatzstoffe wächst. Bisher wurde hier stark auf Extrakte von Kräutern, Bäumen und Sträuchern gesetzt, von denen viele Arten ausländischer Herkunft sind und intensive Ressourcen für Produktion und Logistik erfordern.

Upcycling von Reststoffen aus der Weinproduktion als funktionelles Rinderfutter

Aus diesem Grund untersuchte nun ein Wissenschaftsteam der Vetmeduni die heimische Weinrebe (Vitis vinifera) genauer. Sie ist eine reiche Quelle für Tannine und andere Phenole, wobei große Mengen dieser funktionellen Verbindungen bei der Weinherstellung als Abfall verlorengehen. Die Idee der Wissenschafter:innen: Feste Nebenprodukte der Weinproduktion könnten an Wiederkäuer verfüttert werden, die physiologisch an ballaststoffreiches Futter angepasst sind. Die Umwandlung von Weinabfällen in Viehfutter wäre kosteneffizient und ressourcenschonend, da alle Abfälle wiederverwendet werden könnten.

In-vitro-Studie testet mehrere Varianten der Futterbeimengung

Für ihre In-Vitro-Studie nutzten die Forscher:innen die Pansensimulationstechnik RUSITEC (rumen simulation technique). Dazu wurden Fermenter mit Material aus dem Pansen von Spenderkühen beimpft und mit sechs verschiedenen Futtermischungen befüllt, darunter Futter mit Beimengungen von kommerziellem Traubenkernextrakt, Traubentrester und Traubenkernmehl. Die Veränderungen in der Zusammensetzung der Bakterien, Archaeen und Pilze in den festen Fraktionen wurden mittels 16S- und ITS2-rRNA-Sequenzierung ermittelt.

Potenziell negative Wirkung von Traubenkernextrakt und Traubenkernen

„Wir erhielten wünschenswerte Effekte von Traubenphenolen auf einige Pansenfermentationsvariablen. Traubentrester und Traubenkernmehl wirkten sich jedoch im Vergleich zu Traubenkernextrakt weniger störend auf die Pansenmikrobiota aus. Andererseits deuten unsere Daten darauf hin, dass die Verwendung von Traubenkernprodukten fremde Spezies wie Weintrauben- und weinassoziierte Hefen in die mikrobielle Gemeinschaft im Pansen einführen kann“, erklärt Ratchaneewan Khiaosa-ard vom Zentrum für Tierernährung und Tierschutzwissenschaften der Vetmeduni.

Beimengung zum Futter in kleineren Anteilen denkbar

Deren Lebensfähigkeit konnte allerdings anhand der genomischen Daten nicht bestätigt werden. Ihre geringe Häufigkeit weist zudem laut Khiaosa-ard darauf hin, dass die potenziellen mikrobiellen Gefahren für die Tiere begrenzt sein könnten, wenn dem Rinderfutter maximal 20 Prozent Reststoffe aus der Weinproduktion beigemengt werden. „Dies kann jedoch nur durch In-vivo-Daten bestätigt werden“, betont Khiaosa-ard. Zudem trugen die Bakterien und Pilze, die durch den Nahrungszusatz von Reststoffen aus der Weinproduktion beeinträchtigt werden, im experimentellen RUSITEC-Pansen nicht am stärksten zum Abbau von Nährstoffen bei. Qendrim Zebeli, Leiter des Zentrums für Tierernährung und Tierschutzwissenschaften, zieht daraus den folgenden Schluss: „Insgesamt betrachtet könnten Traubentrester und Traubenkernmehl als funktionelle Futtermittel für Rinder Verwendung finden. Die mikrobielle Sicherheit der Verfütterung dieser Nebenprodukte muss jedoch überwacht werden.“

 

Der Artikel „Changes in the solid-associated bacterial and fungal communities following ruminal in vitro fermentation of winery by-products: aspects of the bioactive compounds and feed safety“ von Ratchaneewan Khiaosa-ard, Cátia Pacífico, Mubarik Mahmood, Elsayed Mickdam, Julia Meixner, Laura-Sophie Traintinger und Qendrim Zebeli wurde in „Anaerobe“ veröffentlicht.

Wissenschaftlicher Artikel



alle Fotos: Ratchaneewan Khiaosa-ard/Vetmeduni