Springe zum Hauptinhalt

06.02.2023: In der biomedizinischen Forschung ist der chirurgische Embryotransfer bei Mäusen eine Schlüsseltechnologie für die Generierung und Konservierung von Mausmodellen. Eine soeben veröffentlichte Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni) untersuchte, wie sich Embryotransferzahlen erhöhen und gleichzeitig die negativen Auswirkungen des chirurgischen Eingriffes minimieren lassen. Das Ergebnis spricht klar für die Anwendung des einseitigen, rechtsseitigen Transfers. Laut den Forscher:innen lassen sich dadurch die 3R-Prinzipien für mehr Tierwohl bestmöglich umsetzen.

Der chirurgische Embryotransfer bei Mäusen (Mus musculus) ist eine Schlüsseltechnologie in der assistierten Reproduktion und wird für verschiedene Zwecke in der biomedizinischen Forschung eingesetzt. Das Verfahren erfordert mehrere Schritte, wie die Vorbereitung von Embryospendern und Empfängerweibchen, die Embryokultur und den Transfer selbst. Angesichts der weltweit enormen Anzahl von Embryotransfers in Forschungslabors muss jeder Schritt optimiert werden, um das Tierleid zu minimieren. Die Guideline dafür sind die 3R-Prinzipien: Replace – Vermeiden von Tierversuchen, Reduce – Verringern von Tierversuchen und Refine – Verbessern von Tierversuchen.

Art des Embryotransfers macht wesentlichen Unterschied

In ihrer Studie untersuchte das Forschungsteam die Wirkung von bilateralen und unilateralen links- oder rechtsseitigen Eileitertransfers auf den Erfolg von Embryotransfers. Der chirurgische Embryotransfer ist derzeit die am häufigsten angewandte Transfertechnik bei Mäusen und kann bilateral oder unilateral wahlweise in den Eileiter oder das Uterushorn erfolgen.

„Insgesamt haben wir 223 Eileitertransfers – 56 einseitig links, 56 einseitig rechts, 111 beidseitig – durchgeführt, bei denen wir jeweils 10 bis 14 zweizellige Embryonen transferiert haben. Wir fanden heraus, dass die Art des Transfers sowohl die Trächtigkeitsrate der Empfängertiere als auch die Überlebensrate der transferierten Embryonen signifikant beeinflusst“, so Studien-Erstautorin Kerstin Auer vom Institut für In-vivo- und In-vitro-Modelle der Vetmeduni.

Empfohlener Goldstandard: Unilateraler, rechtsseitiger Transfer

Bilaterale Transfers führten zu höheren Trächtigkeits- und Überlebensraten als linksseitige unilaterale Transfers. Rechtsseitige unilaterale Transfers führten zu höheren Trächtigkeitsraten als linksseitige unilaterale Transfers und waren hinsichtlich der Überlebensraten der Embryonen gleich gut wie bilaterale Transfers. Die Anzahl der übertragenen Embryonen hatte keinen Einfluss auf die Trächtigkeitsrate; allerdings stieg die Zahl der geborenen Jungtiere mit der Zahl der übertragenen Embryonen. Zusammengefasst heißt das: Einseitige Embryotransfers in den rechten Fortpflanzungstrakt führen zu gleich hohen Trächtigkeits - und Embryoüberlebensraten wie bilaterale Transfers.

Studien-Letztautor Thomas Rülicke vom Department für Biomedizinische Wissenschaften der Vetmeduni spricht deshalb eine klare Empfehlung für zukünftige Embryotransfers bei Mäusen aus: „Da ein zweiter Bauchschnitt vermieden und die Operationszeit verkürzt werden kann, empfehlen wir die Anwendung einseitig rechtsseitiger Transfers, weil dies bei gleichbleibend guten Ergebnissen postoperative Schmerzen und belastende Auswirkungen für die Empfängertiere verringert.“
 

Der Artikel „Comparison of unilateral and bilateral embryo transfer in mice“ von Kerstin E. Auer, Thomas Kolbe, Claudia Laschalt und Thomas Rülicke wurde in „Laboratory Animals“ veröffentlicht.

Wissenschaftlicher Artikel