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Starker Erkundungsdrang bei wilden Falken

20.11.2023: Wilde Greifvögel von den abgelegenen Falklandinseln lernen schnell ein Rätsel zu lösen das aus acht verschiedenen Nahrungsherausforderungen besteht – Herausforderungen, die sie noch nie zuvor gesehen haben – und sie werden mit jedem Versuch schneller. Diese Greifvögel, oder genauer gesagt die Falklandkarakaras, zeigen in ihrem Verhalten eine Innovationsfähigkeit, die der Werkzeug nutzender Kakadus ähnelt, und sind eine vielversprechende Art, um die Entwicklung der Intelligenz in der Natur zu erforschen.

Falklandkarakaras sind besonders neugierige Greifvögel von den abgelegenen Falklandinseln, die schon zu Darwins Zeiten wegen ihrer auffälligen Angewohnheit, neue Dinge zu suchen und zu erkunden, Aufmerksamkeit erregt haben. Darwins Mannschaft sprach gar von ihrer "Kühnheit und Raublust", und das vielleicht zu Recht, nachdem die Vögel sich mit Expeditionsausrüstung wie einem schwarzen Hut und einem roten Lederkompass davongemacht hatten. Diese Verhaltensweisen erregte die Aufmerksamkeit von Wissenschafter:innen der Abteilung für Vergleichende Kognition am Messerli Forschungsinstitut (Vetmeduni), die in Zusammenarbeit mit Laura Biondi von der Nationalen Universität Mar del Plata, Argentinien sowie dem Johnny Rook Projekt und finanziert durch den Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) die Falklandkarakaras seit mehreren Jahren in ihrem natürlichen Lebensraum im Südatlantik studieren. Kürzlich wollten sie herausfinden, wie sich diese Wildvögel - die sich ähnlich wie schlaue Papageien und Raben verhalten - bei einer Reihe neuartiger Aufgaben schlagen würden. Dies würde mehr über ihre innovativen Fähigkeiten verraten, nämlich wie flexibel und anpassungsfähig die Tiere angesichts neuer Herausforderungen sind. „Sie waren großartig! Wir waren wirklich beeindruckt davon, wie schnell sie sich den Aufgaben gestellt und sie gelöst haben. Das ist anders als alles, was wir zuvor bei wilden Greifvögeln gesehen haben," erinnert sich Studien-Erstautorin Katie Harrington von der Abteilung für Vergleichende Kognitionsforschung des Messerli Forschungsinstituts der Vetmeduni.

Innovative „Johnny Rooks“

Wenn man an Greifvögel denkt, würde man nicht an einen Vogel denken, der mit voller Geschwindigkeit auf eine mit Spielen bestückte Kunststoffbox zuläuft. Aber Falklandkarakaras sind anders, und stellen die Definition von „Falken“ gewissermaßen auf den Kopf. Johnny Rooks, wie die Wildvögel lokal genannt werden, strandeten auf den Flaklandinseln, umgeben von Ozean und starken Winden und in Unsicherheit darüber, wann und wo sie ihre nächste Mahlzeit finden werden. Sie brauchen eine Denkweise, die ihnen hilft, diese Herausforderungen zu bewältigen.

"Falklandkarakaras müssen einen starken Erkundungsdrang haben, und ständig neue Dinge in ihrer Umgebung untersuchen um herauszufinden, was für sie funktioniert. Wobei handelt es sich um Futter? Was kann ich mit unterschiedlichen Materialien machen? Es erfordert eine gewisse kreative Tapferkeit, um auf den Falklands zu überleben," fügt Katie Harrington hinzu.

Die Autor:innen ermöglichten so vielen Vögeln wie möglich, die Aufgaben nacheinander zu lösen, wobei jeder Vogel nur einmal pro Tag an der Reihe war, damit die Forscher:innen nachvollziehen konnten, wie sich die individuellen Leistungen der Tiere mit jedem Versuch verbesserten. "Die Karakaras waren so eifrig daran, die Aufgaben zu lösen, dass einige sofort auf die Box zuliefen, sobald wir sie auf den Boden gestellt hatten. Sie traten und zogen dann energisch an verschiedenen funktionalen Teilen, genauso wie wir Menschen etwas greifen würden, um herauszufinden wie es funktioniert. Sie betrachteten die Box aus verschiedenen Blickwinkeln, sie spähten unter die Box oder sprangen auf deren Oberseite, um hineinzuschauen", so Katie Harrington weiter. "Und je mehr sie die Aufgaben erkundeten, desto besser wurden sie."

Nach einer eingehenden Analyse der Leistung der Karakaras und einem Vergleich mit der Leistung intelligenter Goffini-Kakadus, die in einer Studie von 2021 denselben Aufgaben gegenüberstanden, stellten die Autor:innen fest, dass sich die Karakaras genauso gut schlugen wie die Papageien. "Es gab sogar einige Aufgaben, bei denen die Karakaras besser abschnitten, höchstwahrscheinlich aufgrund von Unterschieden in ihrer Ökologie," fügt Letztautorin Megan Lambert vom Messerli Forschungsinstitut hinzu. Vieles, was wir über die Intelligenz von Vögeln wissen, stammt von Papageien und Rabenvögeln. Diese Falken stehen vor ähnlichen Herausforderungen und bieten daher eine gute Gelegenheit, Kognition in freier Wildbahn zu erforschen."

Die Ergebnisse erweitern unser Wissen über die Bedingungen, die für die Entwicklung von Problemlösungsfähigkeiten notwendig sein könnten. Bei Vögeln könnte eine sich verändernde Umgebung mit unvorhersehbaren Ressourcen der Hintergrund sein, der diese mentale Flexibilität fördert, um potenziell vorteilhafte Lösungen für neue Probleme zu finden.

 

Wissenschaftlicher Artikel

 

Mehr Informationen über die Arbeit mit den Falklandkarakaras: http://www.johnnyrookproject.com

Video zur Forschungsarbeit