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One Health: Auch Klinische Versorgung, Forschung und Kongresse müssen „grün“ werden

09.10.2023: Fachkräfte des Gesundheitswesens (HCPs) in Human- und Veterinärmedizin, und Forscher im Gesundheitssektor widmen ihr Berufsleben der Erhaltung und Optimierung der Gesundheit ihrer Patientenschaft. Allerdings werden dabei beträchtliche Mengen an Ressourcen verbraucht und ein großer Eintrag bei den Netto-Treibhausgasemissionen gemacht. Die derzeitige klinische Praxis mit hohen Hygienestandards sowie hohe Laborstandards in Routine und Forschung haben negative Auswirkungen auf die Umwelt und daher paradoxerweise indirekt einen enormen negativen Einfluss auf die Gesundheit von Mensch und Tier. Daher müssen Gesundheitsfachkräfte und Forschergruppen diesen nachteiligen Auswirkungen dringend entgegensteuern. Ein rezenter Artikel der EAACI Arbeitsgruppe „One Health“ unter Vorsitz von Isabella Pali, Messerli Forschungsinstitut der Vetmeduni, in Zusammenarbeit mit internationalen Expert:innen befasst sich daher nicht nur mit den Auswirkungen, sondern -wichtiger- auch mit effektiven Gegenmaßnahmen.

Der Eintrag des Gesundheitssektors bei den Netto-Treibhausgasemissionen wird auf 4-10% geschätzt. Krankenhäuser und Forschungslabors verbrauchen große Mengen an Materialien, für deren Herstellung massive Rohstoff- und Energieressourcen benötigt werden. Sie sind darüber hinaus für die Verschmutzung der Umwelt mitverantwortlich, wenn Kunststoffe, Arzneimittel und Chemikalien nicht fachgerecht entsorgt werden. Für den Besuch internationaler, wissenschaftlicher Tagungen legen tausende Teilnehmende für oft wenige Tage lange Reisestrecken rund um den Globus zurück.

Das Bewusstsein für die negativen Auswirkungen des Gesundheitswesens (einschließlich der Gesundheitsforschung) auf die Gesundheit von Planet, Menschen und Tiere soll daher geschärft werden. Die Autor:innen schlagen zeitgleich einfache und sehr wirkungsvolle Gegenmaßnahmen vor und ermutigen Angehörige der Gesundheitsberufe und Forscher:innen aller Hierarchieebenen, diese umgehend in ihrem Berufs- und Privatleben umzusetzen.

Dabei werden folgende Themen besonders genau betrachtet, und wichtige Prioritäten und Ziele formuliert:

  • Nachhaltige Forschung/nachhaltige Laboratorien: Reduktion des Energiekonsum von Tiefkühlgeräten, Heizgeräten, Wasserbädern, Abzügen, oder unbenutzten Gerätschaften sowie die Reduktion von Einweg-Verbrauchsmaterialien
     
  • Nachhaltige klinische Versorgung in Praxen und Spitälern: Geringerer Energieverbrauch und Ressourcenschonung, Recycling, nachhaltige Bauweise, Vermeidung von Lebensmittelverschwendung, und Rücksicht auf öffentliche Erreichbarkeit durch Personal und Patientenschaft
     
  • Nachhaltigkeit bei Asthma-Inhalatoren: Minimierung der Auswirkungen von Asthma-Inhalatoren, Anästhesiegasen und medizinischen Behandlungen auf Treibhausgasemissionen durch Umstieg auf nachhaltigere Alternativen
     
  • Nachhaltigkeit durch Telemedizin: Umstellung auf telemedizinische Betreuung mit Vorteilen für Erkrankte bzw. deren Pflegeverantwortliche, als auch für betreuende Mediziner und zugleich für die Umwelt
     
  • Nachhaltigkeit bei wissenschaftlichen Kongressen: Beachtung der Unterschiede von hybride/Hub&Spokes-Meetings oder ganz virtuellen Treffen zu in-person Kongressen bezüglich Energieverbrauch und Reisetätigkeit.


Die Etablierung eines Nachhaltigkeitsmanagements in Gesundheitseinrichtungen und Forschungsorganisationen zur Umsetzung umweltschonender Praktiken bei gleichzeitiger Bereitstellung einer hochqualitativen Gesundheitsversorgung sollte gängige Praxis werden. Neueste Technologien, künstliche Intelligenz, Big-Data-Analysen existierender Daten, Analysen im high-throughput Verfahren aus kleinen Probenvolumina und Proben aus existierenden Biobanken, sowie mathematische Simulationen können bei der Umsetzung von nachhaltiger Gesundheitversorgung und Forschung von großer Bedeutung sein. Das aktuellste Wissen über Nachhaltigkeit im jeweiligen Bereich muss ganz selbstverständlich in Erziehung und Ausbildung und damit in die Curricula aller Studienpläne eingebunden werden.

Selbstverständlich ist auch, dass solche Anstrengungen nur mit politischer Unterstützung großflächig gelingen können und an die spezifischen nationalen/geografischen Gegebenheiten angepasst werden müssen. Industrialisierte Länder müssen dabei auch Schwellenländern/Entwicklungsländern unterstützen, sei es technisch, finanziell oder infrastrukturell.

Dennoch: jede/jeder einzelne medizinische Tätige kann auch mit sofortiger Wirkung im privaten und beruflichen Arbeitsfeld Maßnahmen setzen – denn auch viele kleine Schritten haben in Summe eine große Wirkung!


Der Artikel "Go green in health care and research. Practical suggestions for sustainability in clinical practice, laboratories, and scientific meetings" von Pali-Schöll I, Hermuth-Kleinschmidt K, Dramburg S, Agache I, Mayerhofer H, Jensen-Jarolim E, Goshua A, Nadeau K wurde im Journal „Allergy“ veröffentlicht.
 

Wissenschaftlicher Artikel

 

European Academy of Allegy and Clinicial Immunology EAACI

AG One Health

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