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24.01.2023: Die Klimakrise bedroht alle Menschenrechte, insbesondere das Recht auf Leben, Freiheit, Eigentum und Sicherheit und damit die Würde des Menschen und den Anspruch auf ein gutes Leben – in Frieden, Stabilität und frei von Bedrohungen und Krankheit. Daraus ergeben sich laut einem gemeinsamen wissenschaftlichen Bericht von Vetmeduni und MedUni Wien fünf wesentliche ethische Herausforderungen, die sich gegenseitig beeinflussen und teils verstärken.

Der Klimawandel und die damit einhergehenden drastischen, auch gesundheitlichen Folgen sind ein globales und generationenübergreifendes Problem. Das bedingt laut einem kürzlich in der „Wiener Medizinischen Wochenschrift“ erschienenen Bericht einen moralischen und politischen Handlungsauftrag für jene Menschen, die stark zum Klimawandel beitragen und einen großen Teil der Folgen auf Menschen in anderen Teilen der Welt und auf kommende Generationen abwälzen.

Direkte gesundheitliche Gefährdung und tiefgreifende Folgen für die Zukunft

Die erste ethische Herausforderung betrifft fundamentale Bedürfnisse und Rechte von Menschen, welche durch den Klimawandel direkt gefährdet sind, insbesondere das Recht auf Leben, Gesundheit und Sicherheit. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass zwischen 2030 und 2050 pro Jahr etwa 250.000 Menschen an den Folgen des Klimawandels sterben könnten – etwa durch Hitzebelastung und Infektionskrankheiten. Die zweite ethische Herausforderung besteht darin, dass die heutigen Treibhausgas-Emissionen tiefgreifende Auswirkungen auf zukünftige Generationen haben. Dazu Erstautor Lukas Kenner, Leiter der Abteilung für Laborpathologie an der Vetmeduni: „Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid, Lachgas, Methan und fluorierte Kohlenwasserstoffe wirken zeitverzögert, verbleiben in der Regel lange in der Atmosphäre und tragen über viele Jahrhunderte zu negativen Klimafolgen bei.“

Vulnerable Gruppen besonders betroffen, Ungerechtigkeiten werden verstärkt

Die daraus resultierende globale Natur des Klimawandels definieren die ForscherInnen als dritte ethische Herausforderung. Einmal emittiert, können Treibhausgas-Emissionen überall auf dem Planeten zu klimatisch bedingten Folgen führen. Besonders gefährdet sind die vulnerabelsten Bevölkerungsgruppen und Länder – und damit genau diejenigen, die am wenigsten zu den Treibhausgasemissionen beitragen. Eng damit verknüpft ist die vierte ethische Herausforderung. „Die Klimakrise verstärkt bestehende geschlechtsspezifische bzw. vergeschlechtlichte Ungerechtigkeiten sowie die weitere Marginalisierung von Minderheiten. Aus ethischer Sicht ist das insofern ein Problem, als eine existentielle Schlechterstellung beispielsweise mit Negativfolgen für die psychische und physische Gesundheit verknüpft ist. Somit ist eine Bekämpfung dieser Ungerechtigkeiten auch aus medizinisch-präventiver Sicht eine wesentliche Maßnahme“, so Kenner.

Umfassende Herausforderung für die Medizin zu handeln

Die fünfte ethische Herausforderung betrifft die Frage, inwiefern ethische Anliegen der Medizin das zugrundeliegende globale Gesellschafts- und Ökosystem mitbedenken sollen. Mitautor Hans-Peter Hutter (Umweltmediziner, MedUni Wien) gibt eine klare Antwort und betont, dass Mediziner:innen angesichts der Klimakrise massiv und umfassend gefordert sind: „Alle bekannten Negativfolgen auf die menschliche Gesundheit stellen für eine Ärzteschaft, die gelobt hat, dass Gesundheit und Wohlergehen ihrer Patient:innen oberstes Gebot sei, selbstverständlich eine ethische Herausforderung dar.“

 

Der Artikel „Die Klimakrise als ethische Herausforderung“ von Lukas Kenner, Samuel Kenner, Barbara Prainsack, Peter Wallner, Kathrin Lemmerer, Lisbeth Weitensfelder und Hans-Peter Hutter wurde in der „Wiener Medizinischen Wochenschrift“ veröffentlicht.

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