Stechmückenmonitor der Stadt Wien registriert heuer nur sehr geringes Aufkommen heimische Gelsenarten
16.06.2021: Die Wetterbedingungen dieses Frühjahres waren für die Stechmückenentwicklung deutlich ungünstiger als in vergangenen Jahren. Im Gegensatz zu früheren Jahren registriert der Stechmückenmonitor der Stadt Wien ein sehr geringes Aufkommen heimischer Gelsenarten. Die Stadt Wien entwickelt gemeinsam mit der Veterinärmedizinischen Universität Wien derzeit ein Modell zur Überwachung des Stechmückenaufkommens in der Bundeshauptstadt.
Seit nunmehr vier Jahren wird an verschiedenen Messstellen Stechmücken in der Zeit von Mai bis September durch die Veterinärmedizinische Universität gesammelt und Daten wie Insektendichte, eine mögliche Virusbelastung, Temperaturentwicklung und Mückenart monatlich ausgewertet. Bei der Auswahl der Messstellen wurden verschiedene städtische Lebensräume und Klimazonen berücksichtigt. Ziel ist es, damit möglichst früh die Entwicklung von virusbelasteten Populationen z.B. mit dem West Nil Virus zu erkennen und das Übertragungsrisikos abzuschätzen. Ein frühzeitiges Signalisieren von neuen „invasiven Spezies“ wie etwa der Tigermücke ist eine weitere wesentliche Aufgabe des Steckmücken Monitors.
Das Stechmücken Monitor Modellprojekt soll mit heurigen Jahr abgeschlossen werden und ab nächsten Jahr in den Regelbetrieb übergeführt werden. Die Ergebnisse dienen dann als Grundlage für die Festlegung von Maßnahmen für die Gesundheitsbehörde.
Bisherige Analysen zeigen bereits Erfolge. So konnte in den Sommermonaten 2020 erstmalig einzelne Individuen der asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) nachgewiesen werden. Zusätzliche Messstellen in den Fundregionen wurden daher eingerichtet und Informationsmaterial gezielt entwickelt und verteilt.
Derzeit kein Ansteckungsrisiko durch Tigermücken
Die Tigermücke kommt ursprünglich aus dem asiatischen Raum, wo sie auch als Krankheitsüberträger etwa von Chikungunya-, oder Dengue-Viren bekannt ist und im Gegensatz zu heimischen Gelsenarten auch tagsüber aktiv ist. Derzeit besteht in Österreich kein Risiko sich anzustecken, da die Viren hier nicht endemisch auftreten und die Tigermücke nur über den Stich beim Menschen den Virus aufnehmen kann. In Ländern mit hohem Vorkommen von Tigermücken wie Italien oder Frankreich, wurden bereits Krankheitsübertragungen dieser Erreger im Wege infizierter Reiserückkehrer beobachtet. Vorsicht ist jedenfalls geboten, da neben der heimischen Hausgelse auch die Tigermücke das West Nil Virus übertragen kann, welches sich mittlerweile im südosteuropäischen Raum etablieren konnte. Daher und nicht zuletzt wegen ihres tagaktiven, angriffslustigen Stechverhaltens ist einer dauerhaften Etablierung entgegenzuwirken.
Weltweite Gütertransporte hauptverantwortlich für die Ausbreitung der Tigermücke
Eingeführt nach Europa wurde die asiatische Tigermücke vor allem mit Gütertransporten. Aus Südeuropa, wo sich das Insekt aufgrund der günstigen klimatischen Bedingungen schnell etablieren konnte, wurden erwachsene Tiere (aber auch Eier) in Autos und Lastwagen weiter nach Norden transportiert. Aufgrund dieses Verbreitungswegs wurde Aedes albopictus während der letzten Jahre in Österreich, Deutschland und der Schweiz insbesondere entlang von nach Südeuropa führenden Autobahnen gefunden. Seit 2012 konnte die invasive Insektenart auch vereinzelt in Süd- und Westösterreich, hauptsächlich entlang von Autobahnen, nachgewiesen werden. Die asiatische Tigermücke legt ihre Eier gerne in künstliche Wasserbehälter, wie Regentonnen und Blumenuntersetzer. Als tropische Art wird sie durch die Klimaveränderungen begünstigt, aber auch städtische Wärmeinseleffekte können die Aktivität der Tigermücken verbessern.
Auch die Funde im Wiener Raum werden im Zusammenhang mit einer Verbreitung entlang von großen Verkehrsrouten gesehen und waren entlang der Zubringerroute innerhalb der östlichen Grün-und Wasserzone der Stadt.
Diese Theorie wird auch durch die vor kurzem in der in der Fachzeitschrift „Transboundary and Emerging Diseases“ (https://doi.org/10.1111/tbed.14169) veröffentlichten Publikation des Institutes für Parasitologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien zu den Funden der Tigermücke gestützt „Wir haben bei der Genanalyse der Spezies insgesamt drei unterschiedliche Linien festgestellt. Das belegt, dass es sich mit ziemlicher Sicherheit um mehrfache Einschleppung etwa mit Pflanzentransporte handelte“, betont Hans-Peter Fuehrer. Eine Überwinterung und dauerhafte Ansiedlung der Tigermücke wurde in Wien bislang nicht nachgewiesen.
Citizen Science Projekte und Maßnahmen gegen die Ausbreitung
2018 wurde ein vom Wissenschaftsfond finanziertes Top Citizen-Science Projekt zur Sensibilisierung von Kleingärtnern im Umgang mit einheimischen und neuen Stechmückenarten vom Institut für Parasitologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien durchgeführt. Dabei wurden die interessierten Bürgerinnen und Bürger von den Wissenschaftlern über Stechmückenarten, richtigen Eigenschutz und Brutstättenvermeidung in Heim und Garten informiert. „Zwei der drei Nachweise von Aedes albopictus in Wien erfolgte durch die Sichtungsmeldung von Teilnehmern des Citizen-Science-Projektes und unterstreicht die Bedeutung von Citizen Science-Ansätzen, stellt Hans-Peter Fuehrer fest.
Eine der wichtigsten Maßnahmen gegen die Gelsenplage ist es die Brutplätze dieser Insekten zu reduzieren. Eine öffentliche Grünfläche, ein privater Garten oder ein begrünter Balkon- überall dort können kleinste Wasseransammlungen wie in Topfuntersetzern, Abdeckplanen oder Regentonnen schon zu Brutstätten werden. „Wichtig ist regelmäßig das Wasser an diesen Stellen zu entfernen, sodass sich erst gar nicht Gelsen aus den Larven entwickeln können, meint Sabine Walser von der MA 24 – Landessanitätsdirektion und verweist auf die Infoseite der Stadt Wien, die wichtige Tipps zum Gelsenschutz gibt.
*Pressemitteilung der Stadt Wien und Vetmeduni, 16.06.2021