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22.09.2021: Mehr oder weniger ausgeprägte Fetteinlagerungen gehören beim Schweinefleisch einfach dazu. Eine aktuelle Studie der Vetmeduni zeigt nun jedoch, dass auch eine krankhafte Muskelveränderung, bei der Muskelgewebe durch Fett ersetzt wird, bei österreichischen Mastschweinen vorkommt. Weshalb einige Schweine an der sogenannten fettigen Muskeldystrophie erkranken, ist derzeit noch unklar.

In Schlachthöfen sind für die Fleischkontrolle zuständige TierärztInnen häufig mit Auffälligkeiten konfrontiert. Im Jahr 2017 entdeckte ein Tierarzt in einem Schlachthof in der Steiermark, dass bei zwei verschiedenen Schlachtschweinen aus demselben Betrieb die Gesäßmuskulatur massiv mit Fett infiltriert und zum Teil durch Fett ersetzt war. Diese Muskeln wurden zur weiteren Diagnostik an die Universitätsklinik für Schweine der Vetmeduni geschickt.

Fettige Muskeldystrophie – eine häufige Erkrankung von Mastschweinen

Eine nun veröffentlichte Studie beinhaltet die histopathologischen Untersuchungen des Muskelgewebes der beiden betroffenen Schweine sowie eine Befragung mehrerer fleischbeschauender TierärztInnen, um weitere Erkenntnisse über muskuläre Auffälligkeiten bei Schlachtschweinen in Österreich zu gewinnen. Dabei zeigte sich laut Studienerstautor Lukas Schwarz von der Universitätsklinik für Schweine der Vetmeduni, dass es sich um eine nicht seltene Muskelerkrankung handelt: „Die Erhebung über das Auftreten von fettigen Muskelerkrankungen bei Mastschweinen ergab, dass dieses Phänomen in der Steiermark am häufigsten, aber auch in Oberösterreich und Niederösterreich zu beobachten ist. Betroffen waren vor allem Gesäß- und Lendenmuskeln, wobei ca. 20 bis 40 % der betroffenen Muskeln durch Fett ersetzt waren. Fettige Muskeldystrophie ist damit bei Schweinen weder ungewöhnlich noch selten.“

Ursache der Muskelerkrankung noch unklar

Für die Muskelerkrankung kann es laut den ForscherInnen verschiedene Ursachen geben. Erstmals wurde 2013 in Japan bei einem Schwein eine der Becker-Muskeldystrophie (BMD) vergleichbare Erkrankung diagnostiziert – eine Muskelerkrankung, von der auch Menschen betroffen sind. Die ForscherInnen konnten für die beiden österreichischen Schweine, zumindest aus immunhistochemischer Sicht, eine Erkrankung diagnostizieren, welche mit einer Störung der Dystrophinbildung einhergeht. Dystrophin ist ein wichtiges Struktureiweiß, welches für die ordnungsgemäße Funktion von Muskeln notwendig ist. Da über den ursächlichen Mechanismus der sogenannten fettigen Muskeldystrophie nur spekuliert werden kann, halten die WissenschafterInnen eine eingehende Analyse für angezeigt, um die Prävalenz der fettigen Muskeldystrophie in der österreichischen Schweinepopulation, aber auch in der Schweinepopulation weltweit aufzuklären.

Weitere Studien dringend erforderlich

Laut den ForscherInnen sind nun weitere Studien dringend erforderlich, um Strategien gegen die fettige Muskeldystrophie bzw. auch gegen anderen Muskelerkrankungen zu entwickeln. Zur weiteren Ursachenabklärung formulieren die WissenschafterInnen mehrere Empfehlungen. „Erstens ist abzuklären, ob die Ursache umweltbedingt oder genetisch bedingt ist. Falls es sich um genetische Ursachen handelt, wäre es entscheidend, die zugrundeliegende genomische Architektur zu entschlüsseln. Darüber hinaus sollte die Verbreitung innerhalb unterschiedlicher Schweinerassen und -linien nicht nur in Österreich, sondern auch weltweit untersucht werden, um verlässliche Aussagen über die Ausbreitung der Krankheit treffen zu können“, betont Studien-Letztautorin Andrea Ladinig, Leiterin der Universitätsklinik für Schweine der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Service

Der Artikel „Investigations on the occurrence of a muscular disorder in Austrian slaughter pigs“ von Lukas Schwarz, Carolin Schöner, Rene Brunthaler, Herbert Weissenböck, Tanja Bernreiter-Hofer, Barbara Wallner, Andrea Ladinig wurde in Porcine Health Managment veröffentlicht.

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