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Versteckter Schatz der Wüste Gobi: Wie Khulane zu Wasser kommen
09.03.2020: Extrem weite Wege legen die in der Wüste Gobi lebenden Khulane – eine Wildeselart – zurück, um Nahrung zu finden und ihren Wasserbedarf zu stillen. Das zeigt eine soeben in Scientific Reports erschienene Studie des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI, Abteilung Conversation Medicine) an der Vetmeduni Vienna auf Basis von GPS-Daten. Damit die Khulane den versteckten Schatz der Wüste Gobi auch in Zukunft finden, sind laut den ForscherInnen regionale Schutzstrategien dringend nötig.
Die meisten großen Pflanzenfresser in trockenen Landschaften sind besonders anfällig für Störungen ihres Lebensraums – so auch der asiatische Wildesel Khulan (Equus hemionus), der einst in den trockenen Landschaften Zentralasiens und der Mongolei weit verbreitet war. Im 19. und 20. Jahrhundert ist die Zahl der Khulane jedoch dramatisch zurückgegangen. Als Grund wird neben Änderung in der Landnutzung und Überjagung, ein deutlich erschwerter Zugang zur Lebensressource Wasser angenommen. Bislang gab es zur Wassernutzung der Khulane jedoch kaum Daten.
Wasserstellen stellen eine Schlüsselressource für Khulane dar
Um mehr über die Wassernutzung der Khulane zu erfahren, untersuchte ein internationales Forschungsteam unter Leitung des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) am Department für Interdisziplinäre Lebenswissenschaften der Vetmeduni Vienna in der mongolischen Süd-Gobi Region die weltweit größte verbliebene Khulan-Population. Zu diesem Zweck statteten die ForscherInnen die Khulane mit GPS-Sendern aus und konnten so auf einem Gebiet von rund 100.000 Quadratkilometern – eine Fläche größer als Österreich – 367 Wasserstellen identifizieren, von denen 53 intensiv, von vielen verschiedenen Khulanen und über mehrere Jahre genutzt wurden und daher für die gesamte Khulanpopulation von großer Bedeutung sind. Aber auch die weniger genutzten Wasserstellen sind wichtig, da sie für die Khulane wichtige „Trittsteine“ darstellen um zwischen verschiedenen Gebieten zu wechseln und den Khulanen damit maximale Flexibilität in ihren Wanderungen ermöglichen.
Täglicher Wasserbedarf bestimmt die Wanderbewegungen der Khulane
Laut den ForscherInnen trinken Khulane fast täglich und benötigen 12 bis 15 Liter Wasser und bis zu 24 Liter an heißen Tagen, wobei der niedrige Wassergehalt ihrer Pflanzenressourcen den Trinkbedarf weiter erhöht. In der mongolischen Gobi streifen Khulane in Gebieten von Tausenden von Quadratkilometern umher, damit gehören ihre Wanderbewegungen zu den größten, die von Landsäugetieren bekannt sind. Diese weiten, nomadischen Wanderbewegungen sind eine Folge der niedrigen Produktivität und der hohen Variabilität in der Verteilung von Weide und Wasser der Weiden sowohl innerhalb eines Jahres als auch zwischen verschiedenen Jahren. Der Schlüssel für das Überleben und Wohlergehen unter solchen Bedingungen ist eine hohe Mobilität. Zunehmend erschwert werden solch großräumige und nomadische Wanderbewegungen jedoch durch die immer stärkere menschliche Einflussnahme, die den Lebensraum zu fragmentieren drohen. Denn wie in vielen anderen Trockengebieten der Welt werden auch in der Wüste Gobi die Wasserverfügbarkeit und der Zugang zu Wasser zunehmend durch die menschliche Nutzung von Wasser für Landwirtschaft, Industrie und Haushalte bestimmt. Khulane nutzen zumeist Weidegründe die im Umkreis von 7 km von Wasserstellen liegen und Gebiete die mehr als 15-20 km vom Wasser entfernt liegen sind für die Tiere nicht nutzbar. „Dies bedeutet, dass der unbehinderte Zugang zu Wasser für die Habitatnutzung von Khulanen extrem wichtig ist und daher die Identifizierung wichtiger Wasserstellen insbesondere in Trockengebieten wie der Wüste Gobi für eine wildtierfreundliche Landnutzung von entscheidender Bedeutung“, so John Payne.
Wichtige Daten für eine regionale Khulan-Schutzstrategie
Die wichtigste Variable für die jahreszeitlich unterschiedliche Nutzung der Wasserstellen ist laut den ForscherInnen das Vorhandensein bzw. das Fehlen einer Schneedecke. Der Grund: In den kalten Winterwüsten Zentralasiens und der Mongolei können auch Schneemangel, der niedrige Wassergehalt der Vegetation und das Einfrieren kleiner Gewässer im Winter zu Dürrebedingungen führen. In extremen Fällen führen diese Faktoren zu einem Sterben der lokalen Wildtierpopulationen im Winter. Khulane bewältigen solche extremen Umweltbedingungen, indem sie sehr mobil sind. Dies erfordert jedoch Lebensräume, welche Wanderbewegungen ermöglichen – und deshalb den langfristigen Erhalt der Konnektivität der Landschaft bedürfen. Dazu Petra Kaczensky: „Unsere Ergebnisse liefern wichtige Daten, die als Grundlage für eine regionale Khulan-Schutzstrategie dienen können, Vorhersagen für andere Khulan-Populationen ermöglichen und die allgemein die große Bedeutung von Wasserstellen für Pflanzenfresser in Trockengebieten veranschaulichen.“