16.12.2020: Schutzimpfungen zählen zu den wichtigsten Maßnahmen, um Infektionskrankheiten wie Parvovirose, Staupe, ansteckende Leberentzündung, Leptospirose und Tollwut bei Hunden vorzubeugen. Impfungen bewahren den Hund vor Krankheit, Leid und mitunter dem Tod, schützen die Tierpopulation und tragen bei Zoonosen (Übertragung zwischen Mensch und Tier, z. B. Tollwut, Leptospirose) zum Schutz des Menschen bei. Die Tipps fürs Tier der Vetmeduni Vienna geben einen kompakten Überblick über die wichtigsten Impfungen, die Eckpfeiler der Grundimmunisierung sowie die Wiederholungsimpfungen beim Hund.
Noch vor ca. 60 Jahren verstarben hunderttausende Hunde in Europa an Staupe, da es damals noch keine Impfung gegen diese lebensbedrohliche Infektionskrankheit gab. Dank der Impfprophylaxe haben inzwischen viele gefährliche Krankheiten für den Hund ihren Schrecken weitestgehend verloren. Jedoch gilt es, die Impfmoral bei HundehalterInnen weiterhin zu stärken und Impfkritikern entgegenzutreten. Denn Krankheitserreger wie das Staupevirus oder das Canine Parvovirus zirkulieren nach wie vor in heimischen Wildtierpopulationen oder werden konstant durch den Import von Hunden aus dem Ausland eingeschleppt.
Die Immunisierung des Einzeltieres dient dem Schutz des eigenen Hundes. Schwere Folgeerkrankungen und der Einsatz von Medikamenten können dadurch vermieden werden. Zudem verhindern Impfungen die Ausbreitung der Viren innerhalb einer Population sowie zum Teil die Übertragung von Leptosirose- oder Tollwuterreger auf den Menschen. Moderne Impfstoffe punkten durch sehr gute Verträglichkeit und bieten einen zuverlässigen Schutz gegen potenzielle Erreger. Um den sogenannten „Herdenschutz“ zu erreichen, sollten über 70 % der Hunde geimpft und somit immun sein.
Jährliches Impfgespräch mit TierärztInnen
Gegen welche Krankheiten sollte mein Hund geimpft sein? In welchen Intervallen müssen die Impfungen verabreicht werden und sind neben den „Core-Impfstoffe“ (gegen die Erreger dieser Impfkomponenten sollte jeder Hund zu jeder Zeit geschützt sein) zusätzliche Impfungen notwendig? Ein Informationsgespräch mit der Haustierärztin/dem Haustierarzt ist notwendig, um zu entscheiden, ob die Grundimmunisierung z. B. gegen Staupe oder Hepatitis ausreicht oder ob der Vierbeiner zusätzlich Wahlimpfungen z. B. gegen Zwingerhusten oder gegen Leishmaniose (etwa bei Reisen nach Südeuropa) erhalten sollte. Eine individuelle tierärztliche Beratung und generelle Aufklärung der TierhalterInnen über die einzelnen Impfungen ist dabei essenziell.
<< Nur regelmäßig durchgeführte Wiederholungs-Impfungen schützen vor ansteckenden Krankheiten, welche oft nur eingeschränkt behandelt werden können und mitunter tödlich verlaufen. Die Impfung stellt damit die effektivste und zugleich sicherste Vorsorgemaßnahme in der Veterinärmedizin dar und ist ein aktiver Beitrag zum Tierschutz. >> Elisabeth Baszler, Universitätsklinik für Kleintiere, Vetmeduni Vienna.
Jede Impfung bedarf einer Risiko-Nutzen-Analyse durch die TierärztInnen. Die unterschiedlichen Lebens- und Haltungsweisen müssen in die Impfberatung einbezogen werden. Als Faustregel gilt: Jeder Hund sollte gegen die wichtigsten Infektionskrankheiten geimpft werden. Gleichzeitig gilt es, Überimpfung zu vermeiden, um das Risiko für etwaige Nebenwirkungen (z. B. lokale Schwellungen an der Injektionsstelle) so gering wie möglich zu halten. Sonstige Impfungen (z. B. gegen Zwingerhusten) sollten nur bei entsprechendem Expositionsrisiko des Hundes verabreicht werden. Zudem ist es wichtig, den optimalen Zeitpunkt für die einzelnen Impfungen abzuklären.
Impfungen beim Hund – Keine Pflicht, jedoch dringend empfohlen
Für den Aufbau eines Impfschutzes sind vielfach mehrere Teilimpfungen notwendig. Erst mit der Impfung, die spätestens ein Jahr nach der Welpenimpfserie verabreicht wird, ist die Grundimmunisierung abgeschlossen.
Die wichtigsten Impfungen („Core-Komponenten“) für den Hund im Überblick:
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Parvovirose (Hundeseuche)*: Hoch ansteckend; schwerwiegende Verläufe v.a. bei jungen Hunden; Flüssigkeitsverlust durch starkes Erbrechen und Durchfall; unbehandelt meist tödlich
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Staupe*: Tröpfcheninfektion; kursiert in der Wildtierpopulation (Fuchs, Marder); betrifft u.a. den Atmungs- und Magen-Darm-Trakt sowie das zentrale Nervensystem; meist tödlich
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Hepatitis Contagiosa Canis (ansteckende Leberentzündung)*: Übertragung durch infizierten Urin und Kot; kann zu schweren Leberschäden bis zum Tod führen
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Leptospirose: Erreger häufig in Erde oder stehenden Gewässern; führt zu Leber- und Nierenfunktionsstörungen und Lungenblutungen; Ansteckungsgefahr für Menschen
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Tollwut: Übertragung meist durch Bisswunden, führt zu Gehirnentzündung; 100 % Sterblichkeitsrate bei Hunden und Menschen; weltweit stirbt alle 10 Minuten ein Mensch an Tollwut
*Häufig als Kombinationsimpfung „SHP“ verabreicht
Welpen-Impfserie: Den richtigen Zeitpunkt wählen
Ist die Mutterhündin selbst durch Impfungen grundimmunisiert, werden sogenannte maternale (mütterliche) Antikörper über die Muttermilch auf den Hunde-Sprössling in den ersten Lebenswochen übertragen*. Der Welpe ist dadurch vorerst vor Krankheitserregern gefeit. Sobald der Welpe nicht mehr gesäugt wird, nimmt dieser Schutzmechanismus ab. Junge Hunde sind dann auf eine Immunisierung durch Schutzimpfungen angewiesen. Die Vorsorge und ein optimales Impfmanagement beginnen deshalb bereits im frühen Welpenalter.
(*Anm.: Ist die Mutterhündin vor der Deckung nur unzureichend geimpft, sollte der Nachwuchs bereits früher geimpft werden.)
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Impfung: gegen Parvovirose, Staupe, Leptospirose, Hepatitis Contagiosa Canis; erfolgt in der 8. Lebenswoche.
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Impfung: gegen Parvovirose, Staupe, Leptospirose, Hepatitis Contagiosa Canis, Tollwut; erfolgt in der 12. Lebenswoche.
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Impfung: gegen Parvovirose, Staupe, Hepatitis Contagiosa Canis; erfolgt in der 16. Lebenswoche.
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Impfung (Abschluss der Grundimmunisierung): gegen Parvovirose, Staupe, Leptospirose, Hepatitis Contagiosa Canis, (ggf. Tollwut**); erfolgt zwischen der 26. und 52. Lebenswoche.
** je nach Herstellerangabe
Da die Grundimmunisierung nicht unbegrenzt wirksam ist, muss der Schutz durch regelmäßige Wiederholungsimpfungen („Boosterung“) aufgefrischt werden. Gegen Leptospirose ist eine Auffrischung mindestens einmal pro Jahr (bei Bedarf zweimal jährlich) notwendig. Gegen Parvovirose, Staupe und Hepatitis sollte alle drei Jahre nachgeimpft werden.
Wahlimpfungen: Der Lifestyle des Hundes entscheidet
Die Notwendigkeit von Wahlimpfungen („None-Core-Komponenten“) richtet sich neben dem individuellen Infektionsrisiko auch nach dem Alter und der Konstitution des Tieres. Zudem sind Haltungs- und Umweltbedingungen ausschlaggebend.
Beispiele für Wahlimpfungen:
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Zwingerhusten
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Leishmaniose
Gemeinsam mit der Tierärztin/dem Tierarzt gilt es zu besprechen, ob ein entsprechendes Infektionsrisiko besteht und daher geimpft werden muss und in welchen Abständen die Auffrischungsimpfungen stattfinden sollten. Reisen HundebesitzerInnen mit ihrem Vierbeiner ins Ausland, ist – je nach Reiseziel – eine Impfung gegen Tollwut und mitunter eine Titerbestimmung zum Nachweis eines ausreichenden Schutzes gegen Tollwut zwingend.
Der Zeitpunkt für wiederholte Wahlimpfungen sollte im Impfgespräch mit der Tierärztin/dem Tierarzt festgelegt werden.
Im Fall der Fälle
Für die richtige Impfberatung und Impfplanerstellung ist die Haustierärztin/der Haustierarzt die richtige Ansprechperson. Darüber hinaus stehen Ihnen die ExpertInnen der Vetmeduni Vienna zur Verfügung.
Die Kliniken der Veterinärmedizinischen Universität Wien sind im Notfall 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr erreichbar.
24-Stunden-Telefon der Vetmeduni Vienna:
Kleintiere: +43 1 25077-5555
Pferde: +43 1 25077-5520
Nutztiere: +43 1 25077-5232
www.Vetmeduni.ac.at
Infografik „Hunde impfen – Keine Pflicht, aber dringend empfohlen! (PDF, 446 KB)