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Hilfe gegen Corona: Uni-Team Österreich etabliert neuen Antikörpertest aus dem New Yorker Mount Sinai Hospital
30.03.2020: Testen, testen, testen: Um Sars-CoV-2 zu bekämpfen und gezieltere Maßnahmen einzusetzen, ist ein Immuntest unerlässlich. Unis starten in dieser Woche unter der Leitung der BOKU und der Vetmeduni Vienna mit der Herstellung der notwendigen Komponenten. So könnte Österreich wieder schneller zur Normalität zurückkehren.
Derzeit wird der Kurvenverlauf der Erkrankten in Österreich als kontrolliert eingeschätzt. Die Dunkelziffer der Infizierten ist jedoch hoch, da es in 30 bis 40 Prozent der Fälle zu einem asymptomatischen Verlauf kommt, das sind Personen, die sich zwar infiziert waren, aber nie Erkrankungserscheinungen zeigten.
Aktuell werden in Österreich sogenannte PCR-Tests durchgeführt, bei denen nach dem Erbgut von Sars-CoV-2 gesucht wird. Das ist die sicherste Methode, um eine aktive Erkrankung festzustellen. „Der PCR-Test sagt jedoch nichts darüber aus, ob jemand die Erkrankung bereits durchgemacht hat und damit immun gegen Corona ist“, betont Reingard Grabherr, Leiterin des Department für Biotechnologie an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU). Ein Antikörpertest würde Aufschluss über die Dunkelziffer im Land geben: „Diejenigen, die nicht mehr krank sind und Antikörper haben, können nicht mehr angesteckt werden und den Virus auch nicht mehr übertragen – und daher vorbehaltlos wieder in Kontakt zu anderen treten und an ihren Arbeitsplatz, in die Spitäler, Geschäfte usw. zurückkehren. Besonders wichtig ist es, Ärzte und Pflegepersonal zu testen“, so Grabherr. Nach Wochen des Ausnahmezustandes ein Lichtblick in Richtung Normalität des Alltags.
Antikörpertest dringend notwendig
„Für eine Einschätzung der Ausbreitung sowie der bereits erfolgten SARS-CoV-2 Infektionen braucht es dringend – zusätzlich zu den derzeitig verfügbaren PCR-Tests – zuverlässige und massentesttaugliche Analyseverfahren, mit denen Antikörper bestimmt werden können,“ sagt Otto Doblhoff-Dier, Vizerektor für Forschung und internationale Beziehungen an der Vetmeduni Vienna.
WissenschafterInnen der Veterinärmedizinischen Universität Wien und der BOKU arbeiten gemeinsam mit dem IMP (Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie, Wien) an der Entwicklung dieser dringend benötigten Antikörpertest. Die Vetmeduni Vienna und das IMP weisen sehr viel Erfahrung in Bezug auf den Aufbau sogenannter ELISA-Tests (enzyme linked immunosorbent assay) auf. „Der Zusammenschluss von Immunologen der Vetmeduni Vienna mit den ExpertInnen der BOKU, MedUni Wien und dem IMP soll hier eine wesentliche Beschleunigung der Entwicklung ermöglichen,“ so Doblhoff-Dier weiter.
Auch die Medizinische Universität Wien (MedUni) und Forscher an der Universität Salzburg werden ihre Expertise einbringen. „In einem ersten Schritt arbeiten wir gemeinsam an einer schnellen, skalierbaren Produktionsplattform, um die Oberflächenproteine des Coronalvirus in ausreichender Menge und in gleichbleibender Qualität zu liefern.“ Mit Hilfe dieser Proteine können in Folge verschiedene Labors in Österreich gleichzeitig Schnelltests aufsetzen und durchführen. Für dieses Projekt hat die Vetmeduni Vienna gemeinsam mit der BOKU und der MedUni auch einen Antrag beim Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) eingereicht.
Virologe Florian Krammer, der bis 2009 Kollege von Reingard Grabherr am Department für Biotechnologie an der BOKU war und heute an der Icahn School of Medicine in New York forscht, hat unlängst im Labor den ersten nicht kommerziellen Antikörpertest entwickelt, mit dem bestimmt werden kann, ob eine Person bereits eine Immunreaktion auf das Sars-Cov-2-Virus hatte.
Noch in dieser Woche treffen diese für den Test notwendigen Werkzeuge aus den Vereinigten Staaten an der BOKU ein. „Und dann können wir loslegen: Gemeinsam beginnen wir, relevante Oberflächenproteine des Coronavirus herzustellen, um einen sensitiven und spezifischen Antikörpertest zu entwickeln und durchführen zu können – wir am Department für Biotechnologie in verschiedenen tierischen und bakteriellen Zellsystemen, Kollegin Eva Stöger vom Department für Angewandte Genetik und Zellbiologie mit Pflanzen als Produktionssystem“, so die BOKU-Virologin. „Wir werden diese Tests lange brauchen und eventuell auch für das Ausland verfügbar machen. Es ist unerlässlich, mehr zu testen, sowohl mit PCR-Tests, als auch mit Antikörpertests“, so Grabherr abschließend. „Das hilft, bessere Prognosen zu haben und gezieltere Maßnahmen einzusetzen.“
* Presseaussendung der BOKU am 29.03.2020