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Forschung

Goffin-Kakadus zeigen Gewichtspräferenzen beim Heben und Tragen von Gegenständen in Transportaufgaben

Neue Studie baut auf früheren Erkenntnissen auf, wonach Goffin-Kakadus Schimpansen und Kapuzineraffen in Bezug auf Gewichtserkennung übertreffen.

Goffin Kakadu beim Heben eines Objekts
Foto: Antonio J. Osuna-Mascaró

In einer neuen Studie haben Forscher:innen beobachtet, dass Goffin-Kakadus beim Transport von optisch identischen Gegenständen mit unterschiedlichem Gewicht selektiv leichtere Objekte gegenüber schwereren bevorzugen, was neue Einblicke in ihre Entscheidungsstrategien bietet. Die von einer Forschergruppe der Veterinärmedizinischen Universität Wien und der Universität Oxford durchgeführte Studie zeigt, dass diese Vögel leichtere Gegenstände auf eine Weise bevorzugen, die eine ausgeklügelte Energiesparstrategie widerspiegelt.

Die Studie baut auf früheren Erkenntnissen auf, wonach Goffin-Kakadus Primaten wie Schimpansen und Kapuzineraffen bei Gewichtserkennungsaufgaben übertreffen. Die Forscher:innen vermuteten, dass die Flugfähigkeit der Kakadus zu ihrer Fähigkeit beitragen könnte, Gewicht zu erkennen, da der Transport eines schweren Objekts im Flug ein erhebliches Energiemanagement erfordert.

In den Experimenten wurden den Kakadus zwei optisch identische, hantel- und kugelhantelförmige Objekte präsentiert, die sich nur im Gewicht unterschieden. Bei jedem Versuch mussten die Vögel einen der Gegenstände über eine kurze Distanz transportieren, um eine Belohnung zu erhalten. Der Versuchsaufbau umfasste zwei Situationen: eine „Gehsituation“, in der eine Brücke die Plattformen verband, und eine „Flugsituation“, in der keine Brücke zur Verfügung stand und die Vögel fliegen mussten, um das von ihnen gewählte Objekt zu befördern. Wichtig war, dass jedes Objekt die gleiche Belohnung brachte, wodurch sichergestellt wurde, dass die Präferenzen der Vögel ausschließlich auf Gewichtsüberlegungen beruhten. Selbst bei einem geringfügigen Gewichtsunterschied von 30% entwickelten die meisten Kakadus schnell eine Vorliebe für die leichtere Option. Celestine Adelmant, Co-Erstautorin und Forscherin an der Universität Oxford, erinnert sich an die Stärke dieser Vorlieben bei bestimmten Vögeln: „Manchmal waren die Vögel so unnachgiebig bei der Wahl des leichteren Gegenstandes, dass sie das schwerere Objekt quer über den Tisch warfen, bevor sie das leichtere für die Belohnung transportierten!“

In einer zweiten Phase der Studie hatten die Vögel die Wahl zwischen zwei hantelförmigen Objekten mit gleichem Gesamtgewicht, aber ungleichmäßiger Gewichtsverteilung. Entgegen den Erwartungen zeigten die Kakadus keine signifikante Präferenz zwischen den Objekten mit gleichmäßiger und ungleichmäßiger Gewichtsverteilung, was darauf hindeutet, dass für ihre Transportaufgaben eher das Gesamtgewicht als die Gewichtsverteilung der entscheidende Faktor bei ihren Entscheidungen ist. „Während das Gewicht von Objekten zur Bestimmung des Nährstoffgehalts von Nüssen und Samen in natürlichen Populationen herangezogen werden kann, hat die Gewichtsverteilung von Objekten nur geringe ernährungsphysiologische Relevanz, sodass Vögel möglicherweise keine Mechanismen entwickelt haben, um diesen Hinweis zu erkennen oder ihm entgegenzuwirken“, so Adelmant.

Während der Versuche zeigten die Kakadus oft ein „Wechselverhalten“, indem sie ein Objekt aufnahmen, es dann absetzten und zum anderen zurückkehrten, hin und her, bevor sie eine endgültige Entscheidung trafen. Antonio Osuna-Mascaró, Co-Erstautor vom Messerli Forschungsinstitut der Vetmeduni, interpretiert dies als Zeichen ihres Entscheidungsprozesses: „Wenn Kakadus zwischen Objekten wechseln, kann dies auf Unsicherheit hindeuten – ein Verhalten, das wir in früheren Studien festgestellt haben. Dieses Wechseln könnte metakognitives Bewusstsein widerspiegeln, was darauf hindeutet, dass die Vögel ihr eigenes Wissen erforschen, um beide Optionen zu bewerten.“

Entgegen den Erwartungen zeigten die Kakadus beim Fliegen (eine Aktivität mit höherem Energieverbrauch) keine stärkere Vorliebe für leichtere Objekte als beim Gehen. Die Forscher:innen vermuten, dass dies auf einen Kompromiss zwischen der körperlichen Anstrengung beim Tragen schwerer Gegenstände und der kognitiven Belastung durch das Treffen einer fundierten Entscheidung zurückzuführen sein könnte. „Diese kleinen Kerle lieben es, Dinge schnell zu erledigen. Ein interessantes Ergebnis unserer Studie ist, dass die Vögel beim Transport auf das Gewicht achten, es ihnen aber egal war, ob sie laufen oder fliegen mussten“, fügt Osuna-Mascaró hinzu.

Alice Auersperg, Leiterin des Goffin Lab der Vetmeduni in Wien, reflektiert die Ergebnisse: „Die Vorliebe der Kakadus für leichtere Objekte passt gut zur Theorie der optimalen Nahrungssuche und deutet auf eine Strategie zur Energieeffizienz hin, die für ihr natürliches Futtersuchverhalten von entscheidender Bedeutung sein könnte. Darauf aufbauend könnten zukünftige Experimente untersuchen, wie diese Vögel den Transport von Werkzeugen handhaben, wenn sie mit Objekten unterschiedlicher Gewichtsverteilung konfrontiert sind oder wenn das Gewicht die Funktionalität des Werkzeugs beeinträchtigt. Solche Studien könnten noch mehr darüber verraten, wie Vögel bei komplexen Aufgaben das Gleichgewicht zwischen körperlicher Anstrengung und kognitiven Anforderungen finden.“ „Zu sehen, wie die Vögel diese kleinen Kugelhanteln anhoben und wieder losließen, war, als würde man die Goffins bei einem Fitness-Workout beobachten!“, so Adelmant abschließend.

Video zum Versuch



Goffin Lab/Messerli Forschungsinstitut


Fotos und Video: Antonio J. Osuna-Mascaró


Der Artikel "Goffin’s cockatoos use object mass but not balance cues when making object transport decisions" von Celestine Adelmant, Antonio J. Osuna-Mascaró, Remco Folkertsma und Alice M. I. Auersperg wurde in Scientific reports veröffentlicht.

Wissenschaftlicher Artikel

 

Rückfragehinweise: 

Dr. Antonio J. Osuna-Mascaró PhD
Messerli Forschungsinstitut/Goffin Lab Goldegg
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni)
E: Antonio.OsunaMascaro@vetmeduni.ac.at
T: +43626 035544
X: @biotay
Bluesky: @biotay.bsky.social

Celestine Adelmant
E: celestine.adelmant01@gmail.com
T: +447400214800
X: @Cel_Adelmant
Bluesky: @celestineadelmant.bsky.social


Weitere Hinweise:

 

Diese Studie wurde vom WWTF (Wiener Wissenschafts und Technologie Fonds) und vom FWF (Österreichischer Wissenschaftsfonds) finanziert.