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Wie Geschlechtsunterschiede das räumliche Verhalten von Giftfröschen beeinflussen

Geschlechtsspezifische Unterschiede in den räumlichen Fähigkeiten von Wirbeltieren werden typischerweise unter der adaptiven Spezialisierungshypothese interpretiert, die postuliert, dass der männliche Fortpflanzungserfolg mit größeren Revieren und besseren Navigationsfähigkeiten verbunden ist. Die Androgen-Spillover-Hypothese widerlegt, dass eine verbesserte männliche räumliche Leistungsfähigkeit ein Nebenprodukt höherer Androgenspiegel sein könnte. Tiergruppen, zu denen Arten gehören, von denen erwartet wird, dass Weibchen die Männchen aufgrund von lebensgeschichtlichen Merkmalen übertreffen, sind der Schlüssel zur Entflechtung dieser Hypothesen.

Foto: Andrius Pašukonis

Ein internationales Team von Forscher:innen  unter Beteiligung der Veterinärmedizinischen Universität Wien  untersuchte nun den Zusammenhang zwischen Geschlechtsunterschieden in Fortpflanzungsstrategien, räumlichem Verhalten und Androgenspiegeln bei drei Arten von Giftfröschen. Dazu verfolgten sie Individuen in ihren natürlichen Umgebungen, um zu zeigen, dass unterschiedliche Geschlechterrollen der Eltern geschlechtsspezifische Unterschiede in der Raumnutzung prägen, wobei das Geschlecht, das elterliche Pflichten wahrnimmt, weitreichendere Bewegungen zeigt. Danach wurden die Frösche aus ihren Heimatgebieten entfernt und umgesiedelt, um ihre Navigationsleistung zu testen. Die Forschenden stellten fest, dass das fürsorgliche Geschlecht das nicht fürsorgliche Geschlecht nur bei einer von drei Arten übertraf.

Darüber hinaus zeigten die Männchen aller Arten mehr Erkundungsverhalten als die Weibchen, wobei die Androgenspiegel mit dem Erkundungsverhalten und der Zielgenauigkeit korrelierten. Insgesamt konnten die Forscher:innen zeigen, dass Fortpflanzungsstrategien von Giftfröschen zwar ihre Bewegungsmuster prägen, aber nicht unbedingt die Navigationsleistung. Diese Forschungsarbeit legt nahe, dass die vorherrschenden adaptiven Hypothesen eine nur unvollständige Erklärung für geschlechtsspezifische Unterschiede in räumlichen Fähigkeiten liefern.
 

Der Artikel "Contrasting parental roles shape sex differences in poison frog space use but not navigational performance" von Andrius Pašukonis, Shirley Jennifer Serrano-Rojas, Marie-Therese Fischer, Matthias-Claudio Loretto, Daniel A Shaykevich, Bibiana Rojas, Max Ringler, Alexandre B Roland, Alejandro Marcillo-Lara, Eva Ringler, Camilo Rodríguez, Luis A Coloma und Lauren A O'Connell wurde in der Zeitschrift eLife veröffentlicht.

 

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