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Endemische, virale Erkrankungen in der Nutztierhaltung als Bedrohung für Wildtiere
25.10.2018: Pestis des Petits Ruminants (PPR) ist eine im westlichen Raum kaum bekannte, virale und häufig tödlich endende Krankheit kleiner Huftiere, wie Ziegen. Neben ökonomischen Verlusten stellt sie im asiatischen und afrikanischen Raum auch eine Bedrohung für die Wildtierpopulation dar. WildtierbiologInnen des Royal Veterinary College, der Wildlife Conservation Society (WCS), der Food and Agricultural Organization der Vereinten Nationen (FAO) sowie der Vetmeduni Vienna haben nun in einem Scientific Letter im renommierten Fachjournal Science explizit diese Bedrohung am Beispiel der mongolischen Saigas, einer ursprünglichen Antilopenart, zum Thema gemacht.
Im Gegensatz zu Zoonosen, die neben Tieren auch den Menschen bedrohen, laufen viele tierische Krankheiten in westlichen Ländern unter dem Radar. In vielen anderen Regionen, wie in Afrika und Asien stellen diese tierischen Erkrankungen jedoch nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine effektive Bedrohung für die Wildtierpopulationen dar.
Eine dieser Erkrankungen ist Pestis des Petits Ruminants, abgekürzt PPR, eine virale Erkrankung von Schafen und Ziegen. Diese Krankheit hat eine weltweit medial kaum beachtete, aber dennoch große Bedeutung hinsichtlich der Lebensweise ländlicher Gemeinden, der Bewahrung der Biodiversität sowie der nationalen und letztlich auch globalen Wirtschaft. Wiederholtes Massensterben von wilden, kleinen Wiederkäuern in der Steppe und den Bergen im mittleren Osten und Ost-Asiens stellt ein Warnsignal hinsichtlich der Auswirkung des Virus auf die Bewahrung der dort lebenden Wildtierpopulationen dar.
Hohe Sterblichkeitsrate der Antilopenart Saiga in Folgejahren
Eine Sterblichkeitsrate von über zwei Drittel der ohnehin bedrohten Saigas, einer Antilopenart, im Jahr 2017, ist ein mahnendes Beispiel für die Auswirkung des PPR-Virus auf die Wildtierpopulation. Die Situation bei den Saigas ist aber sogar noch dramatischer, da dies schon der zweite Fall in weniger als zwei Jahren ist, bei dem es zum Massensterben dieser Tiere durch eine virale Infektion kam. Dadurch werden gerade zwei Jahrzehnte von speziell installierten Wildtierprogrammen, wie etwa der Wilderei zur Horn- und Fleischgewinnung, zunichte gemacht.
Das Massensterben ist laut den Forschenden, zu denen auch Chris Walzer von der Abteilung für Conservation Medicine des Forschungsinstitutes für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Vienna zählt, mit dem voranschreitenden Klimawandel, dem Überschwappen von Pathogenen sowie der Ressourcenverringerung durch die Landwirtschaft verbunden. Speziell die Übertragung von Erkrankungen von Wildtieren auf kultivierte Arten, die zumeist gegensätzlich gesehen wird, ist kaum beachtet und zeigt eine mangelnde systemische Überwachung in den betroffenen Regionen auf, die sich auch auf die jeweils heimischen Arten kleiner Huftiere bezieht.
Die Autoren weisen deshalb auf das dringend notwendige Miteinbeziehen der heimischen Wildtierpopulationen in regionale Überwachungsprogramme hin, um die weltweite Auslöschung des PPR-Virus richtig vorantreiben zu können. Die Ausbreitung des Menschen und der Landwirtschaft stellt in vielen Gebieten schon alleine einen hohen Druck auf die bestehende Wildtierpopulation dar. Ein Zusammenschluss von landwirtschaftlichem Voranschreiten und der Wildtierbewahrung ist damit eine notwendige Konsequenz, aber auch eine Herausforderung. Besseres Pathogen-Monitoring, das auch die Wildtiere wie im Fall von PPR miteinschließt, muss dabei ebenso inkludiert sein.
Damit das Verständnis für die Ausbreitung der Erkrankung verstärkt wird wird von Science for Nature und People Partnership SNAPP Steppe Health eine ExpertInnengruppe aus TiermedizinerInnen und WildtierbiologInnen zusammengestellt, die die Auswirkungen von Erkrankungen wie PPR auf Wildtiere in Regionen untersuchen sollen, in denen Wild- neben landwirtschaftlichen Populationen leben.