- Startseite /
- Universität /
- Infoservice /
- Presseinformationen /
- Gefährliche, subtropische Zeckenart Hyalomma marginatum erstmals in Österreich nachgewiesen
Gefährliche, subtropische Zeckenart Hyalomma marginatum erstmals in Österreich nachgewiesen
07.12.2018: Die subtropische Zeckenart Hyalomma marginatum kann das lebensbedrohliche Krim-Kongo-Fieber-Virus übertragen. Bislang stand den mit Zugvögeln mitreisenden Larven und Nymphen unser Klima im Weg. Der überdurchschnittlich warme Sommer führte jedoch bereits zu ersten Meldungen von adulten Stadien in Deutschland. Nun wurde erstmals ein geschlechtsreifer Parasit in Österreich gefunden und von ExpertInnen der Vetmeduni Vienna bestätigt. Der suptropische Blutsauger hatte kein Krim-Kongo-Fieber im Reisegepäck dafür, laut einer gemeinsamen Analyse der Vetmeduni Vienna, der AGES und der Meduni Wien, aber die für Menschen ebenso relevante Bakterienart Rickettsia aeschlimannii.
Die Zeckenart Hyalomma marginatum ist hauptsächlich im Mittelmeerraum, Asien und Nordafrika angesiedelt. Larven und Nymphen der gefährlichen Blutsauger werden aus ihren herkömmlichen Verbreitungsgebieten von Zugvögeln im Frühjahr aber auch nach Nordeuropa verbracht. Das in unseren Breiten vorherrschende Klima verhinderte bislang jedoch deren Weiterentwicklung. Der sehr warme und lange Sommer führte 2018 jedoch zu einigen Meldungen adulter Formen in Deutschland.
Das ist insofern von Bedeutung, da die Zeckenart ein Vektor verschiedener Krankheitserreger ist. Neben Babesien, einzelligen, eukaryotischen Parasiten, können sie auch gefährliche Bakterien wie Rickettsia aeschlimannii und Viren wie das Thogot-Virus oder West-Nil-Virus und das lebensbedrohliche Krim-Kongo-Fieber-Virus übertragen. Nun wurde erstmals eine adulte Zecke auch in Österreich gefunden und durch ExpertInnen der Vetmeduni Vienna der Medizinischen Universität Wien und der Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit, AGES, bestätigt und auf Pathogene untersucht.
Gefundene Hyalomma marginatum Zecke mit Humanpathogen infiziert
Gemeldet wurde der Fund der Zeckenart von aufmerksamen Pferdebesitzern aus dem Raum Melk. Die Bestätigung der Art erfolgte zuerst per morphologischer Untersuchung unter dem Mikroskop und durch eine spezifische DNA, wie auch die folgende Überprüfung auf human-relevante Pathogene. Das Krim-Kongo-Fieber-Virus konnte dabei ausgeschlossen werden. Mit Rickettsia aeschlimannii wurde dennoch ein human-relevantes Pathogen nachgewiesen.
„Die überdurchschnittlich warmen und trockenen Bedingungen im Sommer und der ebenfalls sehr warme Herbst führten dazu, dass sich die vollgesogenen Nymphen selbst in sonst ungeeigneten Gegenden zu adulten Zecken entwickeln konnten, vermutlich noch in zu geringer Zahl um sich fix zu etablieren. Allerdings besteht durchaus die Möglichkeit, dass die weiterentwickelten und robusteren adulte Tiere auch den Winter überdauern können. Dies werden wir erst im Frühjahr genauer wissen. Der Nachweis auch weniger adulter Zecken bedeutet ein Gefahrenpotential, wie man an der Infektion mit Rickettsien sehen kann“, erklärt Georg Duscher vom Institut für Parasitologie der Vetmeduni Vienna.
Mehr Aufmerksamkeit und geregelte Maßnahmen notwendig
Ein Nachweis in Kombination mit der viertwärmsten Wärmeperiode in Mitteleuropa mag im ersten Moment kein akutes Warnsignal sein. Es bestätigt jedoch, dass sich die adulten Parasiten bei einem entsprechendem Temperaturprofil in Mitteleuropa aus den Vorstadien entwickeln können. Dies sollte laut den Expertinnen ein Umdenken auslösen.
„Der Zusammenhang mit Zugvögel sollte stärkere Beachtung finden. Es gilt außerdem ein geregeltes Screening zu etablieren und die richtigen Nachweismethoden auch für die möglicherweise eingebrachten Krankheitserreger parat zu haben. Das gleiche gilt für Therapie- und Kontrollmaßnahmen“, gibt Franz Allerberger von der AGES zu bedenken. Denn das gefährliche an dieser Zeckenart ist zweifelsohne, dass sie, neben Rickettsien oder West-Nil, Krim-Kongo-Fieber-Viren übertragen kann. Die AGES hat deshalb eine spezielle Website eingerichtet, die über verschiedene Zeckenarten und das Gefahrenpotential, das von ihnen ausgehen kann, informiert.
Das Krim-Kongo-Fieber sorgte zuletzt durch mehrere Fälle in der Türkei aber auch in Spanien für Aufmerksamkeit. Ausgelöst wird diese Krankheit durch einen viralen Erreger, der zu den Arboviren zählt und ein hämorrhagisches Fieber verursacht. Es ist auch deswegen von Bedeutung, weil es noch keine Impfung gibt. Die rechtzeitige Behandlung mit einem anti-viralen Mittel kann jedoch den tödlichen Ausgang der Krankheit verhindern.
„Wir waren positiv überrascht, dass Tierbesitzerinnen und –besitzer so aufmerksam reagiert haben. Hyalomma-Zecken lassen sich morphologisch von den heimischen unterscheiden. Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass dem außerhalb von ExpertInnenkreisen so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Wir sehen dies aber als positiven Trend, dass sowohl Wachsamkeit als auch Interesse in der Bevölkerung gegeben sind. Das erleichtert uns das Screening auf neue und gefährliche Zeckenarten und zeigt, dass die Informationsweitergabe funktioniert“, so Duscher.
Der Artikel „Adult Hyalomma marginatum tick positive for Rickettsia aeschlimannii in Austria, October 2018“ von Georg Gerhard Duscher, Adnan Hodžić, Peter Hufnagl, Walpurga Wille-Piazzai, Anna-Magarita Schötta, Mateusz Andrzej Markowicz, Agustín Estrada-Peña, Gerold Stanek und Franz Allerberger wurde in Eurosurveillance veröffentlicht.