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Forschung

Wer geht am weitesten im ganzen Land? Die weltweit längsten Überlandwanderungen und -bewegungen von Wildtieren

Karibus bzw. Rentiere werden oft die längste Überlandwanderung der Welt zugeschrieben, allerdings ohne viel wissenschaftliche Unterstützung. Ein internationales Forscherteam um Kyle Joly (National Park Service, USA) mit Beteiligung der VetMed-Autoren Petra Kaczensky und Chris Walzer (FIWI, Abteilung Conservation Medicine) sammelte GPS-Halsbanddaten aus der ganzen Welt, um die Frage zu beantworten: Welcher großer Landsäuger wandert am weitesten in der Welt?

© Petra Kaczensky

© Petra Kaczensky

Langstreckenwanderungen von Wildtieren sind durch Lebensraumverlust- und Zerschneidung global gefährdet, obwohl sie für die Erhaltung vieler Leitarten von entscheidender Bedeutung sind. Die WissenschafterInnen fanden heraus, wie weit sich verschiedene Säugetierarten im Laufe eines Jahres bewegten. Diese Ergebnisse wurden soeben in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht. Im Rahmen der Forschungsarbeit wurden anhand von GPS-Halsbanddaten zwei Bewegungsindikatoren gemessen: die Wanderungsdistanz (Entfernung zwischen Beginn und Ende jeder Wanderung) und die jährliche Gesamtbewegung (Gesamtentfernung, die das Tier innerhalb eines Jahres zurückgelegt hat). Dabei zeigte sich, dass Karibus bzw. Rentiere aus zahlreichen Populationen tatsächlich die längsten Wanderungen unternehmen (Gesamtentfernungen über 1.200 km). Überraschenderweise legten aber einige Arten, wie z.B. Wölfe oder der Kulan (Mongolischer Wildesel) über das Jahr verteilt noch größere Strecken zurück, obwohl sie nicht regelmäßig wie Rentiere wanderten. Ein Wolf aus der mongolischen Gobi gewann den Titel des Top-Überlandwanderers. Er legte in einem Jahr 7.247 km zurück, was der Distanz von der Hauptstadt Ulaanbaatar nach Berlin entspricht, dicht gefolgt von einem Kulan (Asiatischer Wildesel) aus derselben Region, der 6.145 km zurücklegte. Die Daten belegen nicht nur die bemerkenswerte Mobilität dieser Arten, sondern unterstreichen auch die Notwendigkeit einer großflächigen Vernetzung der Lebensräume, um das langfristige Überleben von weiträumig wandernden Großsäugetieren zu gewährleisten.

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