- Erinnern als Verantwortung /
- Forschung /
- Provenienzforschung
Die Buchhandlung Kuppitsch besteht bereits seit dem Jahr 1789, bis 1866 wechselten die Besitzer mehrmals. 1866 trat Arnold Schlesinger als Geschäftsführer in die Firma ein und war ab 1902 der alleinige Inhaber. Im Jahr des Anschlusses Österreichs an das Dritte Reich 1938 hoffte Schlesinger, auf die Arisierung Einfluss nehmen zu können und schloss einen Kaufvertrag mit seinem ersten Gehilfen Franz Unger ab, der Ansprüche auf die Buchhandlung stellte. Der Kaufpreis sollte ursprünglich 44.029 Reichsmark betragen; dieser Preis wurde jedoch mehrmals gedrückt, schlussendlich überwies Franz Unger nur 13.555 Reichsmark auf ein Sperrkonto.
Arnold Schlesinger selbst erhielt nichts von dem Geld und die prekäre finanzielle Lage des Ehepaars Schlesinger war wohl mit ein Grund für den Selbstmord von Arnold Schlesingers Frau Amalie 1939. Ob auch Arnold Schlesinger den Freitod wählte oder in welcher Form er Opfer der Nationalsozialisten geworden ist, konnte nie ganz geklärt werden. Noch im selben Jahr flüchtete ihre Tochter Margarete Günther mit ihrem Mann Otto und den beiden Kindern Zita und Monika ins Ausland. Die Familie lebte bis 1950 in der Schweiz, in Frankreich und in New York. Unmittelbar nach Kriegsende strebte Margarete Günter die Restituierung der väterlichen Firma an, was ihr tatsächlich am 10. September 1948 gelang. 1950 kehrte Familie Günther nach Wien zurück, Margarete und Otto übernahmen die Geschäftsführung der Buchhandlung Kuppitsch. Nach dem Tod von Margarete Günther 1954 führten ihre Töchter Zita Seidl und Monika Beer das Unternehmen weiter, welches sich bis heute im Besitz der Familie befindet und mittlerweile von den Urenkeln Arnold Schlesingers betrieben wird.
Aus: Dandler, F. und Hausberger, C. (2016) „Restitution geraubter Bücher an der Vetmeduni Vienna“, Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare, 69(3-4), S. 476–481. DOI: 10.31263/voebm.v69i3.1735.