06.12.2023: Mehr Karriereangebote für Doktorand:innen, um in vielversprechenden Forschungsfeldern Fuß fassen zu können – die doc.funds- und doc.funds.connect-Förderungen stärken die Doktoratsausbildung an Universitäten und Fachhochschulen. In der jüngsten Bewilligungsrunde konnten die Konzepte von neun Forschungsteams überzeugen, der FWF investiert 16,5 Millionen Euro in 71 neue Doktoratsstellen in ganz Österreich.
Mit den doc.funds-Förderungen baut der FWF dank Mitteln des Fonds Zukunft Österreich und des BMBWF die strukturierte Doktoratsausbildung an Österreichs Forschungsstätten weiter aus. Doktorand:innen erhalten ein exzellentes Forschungsumfeld, um sich intensiv zukunftsweisenden Fragestellungen widmen und in ihrem Forschungsfeld weiter Fuß fassen zu können. Die Förderungen stärken gleichzeitig die wissenschaftliche Exzellenz in Forschung und Lehre.
Sechs neue doc.funds in Graz und Wien
Sechs Projekte konnten in der jüngsten doc.funds-Entscheidungsrunde des FWF überzeugen und werden mit knapp 13 Millionen Euro über vier Jahre hinweg gefördert. Dadurch entstehen 71 neue Doktorand:innen-Stellen in Doktoratsprogrammen an der Universität Wien und der Universität für Bodenkultur Wien sowie in vier Doktoratsprogrammen, die gemeinsam in institutionenübergreifenden Konsortien Doktorand:innen ausbilden: an der Technischen Universität Graz und der Universität Graz, an der Medizinischen Universität Wien und der Veterinärmedizinischen Universität Wien, am Forschungsinstituts für Molekulare Pathologie/ÖAW und der Medizinischen Universität Wien sowie am Institut für Höhere Studien und der Wirtschaftsuniversität Wien.
Drei neue doc.funds.connect in Krems, Wiener Neustadt und Wien Im doc.funds.connect-Programm, das auf die Herausbildung gemeinsamer Ausbildungsangebote von Fachhochschulen und Universitäten fokussiert, können drei neue Doktoratsprogramme mit einem Gesamtvolumen von 3,5 Millionen Euro starten. Mit dem Angebot eröffnen sich für Forschende und Institutionen Möglichkeiten einer längerfristigen Kooperation im Bereich der anwendungsorientierten Grundlagenforschung. Hier arbeiten die FH Campus Wien mit der Technischen Universität Wien, die Universität für Weiterbildung Krems mit dem IMC Krems und der Medizinischen Universität Wien sowie die FH Wiener Neustadt mit der Technischen Universität Wien zusammen.
Doktoratsprogramm „SHIELD: Securing Host Immunity – Elimination versus Destruction“
Koordination: Maria Sibilia, Medizinische Universität Wien
Beteiligte Partner: Medizinische Universität Wien, Veterinärmedizinische Universität Wien
Fördervolumen: 2,2 Millionen Euro
Das Immunsystem schützt unseren Körper vor äußeren (Pathogenen) und inneren (Krebs) Bedrohungen. Die Beseitigung dieser Bedrohungen oder ein fehlgeleiteter Angriff auf körpereigene Strukturen führen unweigerlich zu einer Schädigung des Gewebes. Die Sicherung der Gewebeintegrität ist daher von größter Bedeutung, um Autoimmunerkrankungen, Infektionen und Krebserkrankungen vorzubeugen. Dafür ist es notwendig, Grundlagenforschung, Daten- und klinische Wissenschaft miteinander zu verbinden, damit an dieser Schnittstelle Studierende grundlegende biomedizinische Fragen zum schützenden Schild unseres Immunsystems erforschen. SHIELD wird Forschende für Präzisionsmedizin-Ansätze der Zukunft ausbilden und die Erkenntnisse aus diesem Forschungsprogramm sind eine Voraussetzung für verbesserte Therapien.
Weitere doc.funds im Detail:
Doktoratsprogramm „Discrete Mathematics in Teams“
Koordination: Michael Kerber, Technische Universität Graz/Beteiligte Partner: Technische Universität Graz, Universität Graz/Fördervolumen: 2,3 Millionen Euro
Diskrete Mathematik untersucht die mathematischen Eigenschaften von Strukturen, die sich von einem Computer exakt darstellen lassen. Sie bildet unter anderem das theoretische Rückgrat der Informatik und ist im Alltag omnipräsent, zum Beispiel wenn wir mit Kreditkarte bezahlen oder mit der U-Bahn fahren. Das Konsortium des doc.funds bringt Forscher:innen der TU Graz und der Uni Graz zusammen und legt seinen Fokus auf Brückenschläge zwischen Teilbereichen der diskreten Mathematik. Jede Doktorand:innenstelle wird von zwei Forscher:innen gleichberechtigt betreut. Dadurch bearbeiten unsere Doktorand:innen innovative und hochrelevante Forschungsthemen und werden dabei von einem Team optimal unterstützt.
Doktoratsprogramm „Genome Instability“
Koordination: Christopher Campbell, Universität Wien/Beteiligte Partner: Universität Wien, Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie/ÖAW, Medizinische Universität Wien/Fördervolumen: 2,1 Millionen Euro
Es gibt wenige Dinge, die für das Leben selbst so wichtig sind wie die Stabilität des Genoms. Schäden an unserem Genom führen im Laufe der Zeit zu Krebs, Unfruchtbarkeit und Alterung. Der Schwerpunkt dieses Doktoratsprogramms liegt darauf, zu verstehen, wie Zellen mit Schäden am Genom umgehen und was passiert, wenn sie dies nicht tun. Um dieses wichtige Forschungsgebiet voranzutreiben, wurde ein gezieltes Schulungsprogramm entwickelt, um Expert:innen für die Ursachen und Folgen von Genominstabilität auszubilden. Die Studierenden des Doktoratsprogramm „Genominstabilität“ erlernen das notwendige theoretische Wissen und sammeln praktische Erfahrungen mit modernen Techniken zur Genominstabilitätsforschung.
Doktoratsprogramm „Vienna Graduate School of Finance“
Koordination: Josef Zechner, Wirtschaftsuniversität Wien/Beteiligte Partner: Wirtschaftsuniversität Wien, Institut für Höhere Studien (IHS)/Fördervolumen: 2,3 Millionen Euro
Die Vienna Graduate School of Finance untersucht, wie das Finanzsystem zur nachhaltigen Resilienz menschlicher Entwicklung angesichts verschiedener existenzbedrohender Risiken, im Besonderen jener verursacht durch Klimawandel, Pandemien und geopolitische Krisen, beitragen kann. Finanzmärkten kommt hierbei durch die Reallokation von Kapital eine zentrale Bedeutung zu. Unter anderem wird erforscht, wie soziale Verantwortung von Investor:innen unternehmerische Entscheidungen beeinflussen kann, inwieweit sich Katastrophenrisiken in Wertpapierkursen widerspiegeln und wie sich betriebliche Finanzierungsstrukturen auf die Finanzmarktstabilität in Krisen auswirken.
Doktoratsprogramm „The Dynamics of Change and the Logics of Transformation: State, Society, and Economy at Critical Junctures“
Koordination: Jannis Panagiotidis, Universität Wien/Fördervolumen: 1,6 Millionen Euro
Wie verändern sich Gesellschaften infolge historischer Umbrüche? Diese Frage beschäftigt die Forschung verstärkt, seit auf das Ende des Sozialismus im Jahr 1989 nicht das „Ende der Geschichte“, sondern eine Reihe von Krisen und gar eine „populistische Revolte“ folgten. Mit Karl Polanyi wird in diesem Doktoratsprogramm davon ausgegangen, dass Transformation ein dialektischer Prozess von Bewegung und Gegenbewegung ist, der auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Bereichen – Staat, Gesellschaft und Wirtschaft – zu untersuchen ist. Insgesamt sieben Promovierende werden in historischen und gegenwartsbezogenen Fallstudien in interdisziplinärer Perspektive Dynamiken des Wandels und Logiken von Transformation studieren.
Doktoratsprogramm „Industrialized Riverine Landscapes – how extremes, infrastructure, and resource demands transform socio-ecohydrological systems“
Koordination: Thomas Hein, Universität für Bodenkultur Wien/Fördervolumen: 2,3 Millionen Euro
Flusslandschaften verändern sich tiefgreifend durch gesellschaftliche Nutzung und Klimawandel. Dadurch sind ihre sozio-ökohydrologischen Funktionen beeinträchtigt. Dieses Doktoratsprogramm kombiniert in Forschung und Lehre natur-, sozial- und ingenieurwissenschaftliche Ansätze der BOKU, um die Auswirkungen von Extremereignissen, Infrastrukturentwicklung und Ressourcenbedarf auf Flusslandschaften zu analysieren. Mit einem integrativen Zugang werden die verschiedenen Triebkräfte des Wandels in ihrem Zusammenspiel untersucht. Das Programm liefert wissenschaftliche Grundlagen und bildet eine neue Generation von Expert:innen für ein adaptives Management zur Sicherung intakter Flusslandschaften aus.
Die neuen doc.funds.connect im Detail
Doktoratsprogramm „SOLVER – Skills for Medical Device Research“
Koordination: Ines Swoboda, FH Campus Wien/Beteiligte Partner: FH Campus Wien, Technische Universität Wien/Fördervolumen: 1,1 Millionen Euro
Durch die stetig wachsende Weltbevölkerung und eine zunehmend alternde Gesellschaft steigt die Nachfrage nach innovativen Medizinprodukten. Dies erfordert hochrangige Forschung auf unterschiedlichen Gebieten, sowie Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den in verschiedenen Bereichen tätigen Wissenschaftler:innen. Hier setzt das multidisziplinäre Doktoratsprogramm „SOLVER“ an, ein Kooperationsprojekt, in dem die Life-Science-Expertisen der FH Campus Wien und die Engineering-Kompetenzen der Technischen Universität Wien gebündelt werden. Ziel des Projekts ist es, hervorragende junge Forscher:innen auszubilden, die in der Lage sein werden, innovative Biomaterialien gemeinsam mit biologischen Wirktests für eine neue Generation von Medizinprodukten zu entwickeln.
Doktoratsprogramm „EVision: Extracellular Vesicles in Inflammation“
Koordination: Viktoria Weber, Universität für Weiterbildung Krems/Beteiligte Partner: Universität für Weiterbildung Krems, IMC Krems, Medizinische Universität Wien/Fördervolumen: 1,1 Millionen Euro
Entzündungen sind wesentlicher Teil der Regeneration nach Infektionen oder Verletzungen. Fehlanpassungen können zu akuten Überreaktionen oder zu chronischen Entzündungen Medieninfo doc.funds & doc.funds.connect, 6.12.2023 5 / 6 führen, die eine enorme Herausforderung für das Gesundheitswesen darstellen. Die molekularen Mechanismen, die den Übergang von regenerativen zu degenerativen Effekten steuern, sind noch weitgehend unbekannt. Extrazelluläre Vesikel (EVs) spielen eine zentrale Rolle bei der Kommunikation zwischen Zellen. Über ihre molekulare Fracht können sie die Funktionen ihrer Zielzellen modulieren. Ziel von EVision ist es, die Rolle von EVs bei der Entzündungsregulation zu untersuchen, um ein besseres Verständnis aus einer systemischen Perspektive zu erlangen.
Doktoratsprogramm „Scies4Free: Semiconductor Integrated Sensors for fundamental research experiments“
Koordination: Wolfgang Treberer-Treberspurg, FH Wiener Neustadt/Beteiligte Partner: FH Wiener Neustadt, Technische Universität Wien/Fördervolumen: 1,1 Millionen Euro
Was haben die Suche nach dunkler Materie und Quantentechnologie gemeinsam? Beide sind in hohem Maße von der Entwicklung neuer hochpräziser Sensorkonzepte abhängig, um kleinste Wechselwirkungen einzelner Licht- oder Elementarteilchen vermessen zu können. Aus diesem Grund entwickeln die FH Wiener Neustadt und die Technische Universität Wien gemeinsam mit internationalen Partnern neue Instrumente, die den aktuellen Stand der Technik vorantreiben. Diese Expertise wird durch das Scies4Free-Doktoratsprogramm in einer praxisnahen Ausbildung verankert, wodurch die Grundlage für den Transfer von Erkenntnissen der Grundlagenforschung in ein breites Anwendungsfeld geschaffen wird.
*Presseinformation Der Wissenschaftsfonds FWF