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Wer geht am weitesten im ganzen Land? Die weltweit längsten Überlandwanderungen von Wildtieren

Langstreckenwanderungen von Wildtieren sind durch Lebensraumverlust- und Zerschneidung global gefährdet, obwohl sie für die Erhaltung vieler Leitarten von entscheidender Bedeutung sind. Wissenschafterinnen und Wissenschafter der FIWI Abteilung Conservation Medicine fanden mit GPS Halsbändern heraus, wie weit sich verschiedene Säugetierarten im Laufe eines Jahres bewegten. Diese Ergebnisse wurden soeben in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht. Dabei zeigte sich, dass Karibus bzw. Rentiere aus zahlreichen Populationen tatsächlich die längsten Wanderungen unternehmen (Gesamtentfernungen über 1.200 km). Überraschenderweise legten aber einige Arten, wie z.B. Wölfe oder der Kulan (Mongolischer Wildesel) über das Jahr verteilt noch größere Strecken zurück, obwohl sie nicht regelmäßig wie Rentiere wanderten.

Die Daten belegen nicht nur die bemerkenswerte Mobilität dieser Arten, sondern unterstreichen auch die Notwendigkeit einer großflächigen Vernetzung der Lebensräume, um das langfristige Überleben von weiträumig wandernden Großsäugetieren zu gewährleisten.

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(Web-Redaktion am 31.10.2019)

Vetmeduni Vienna, Land Kärnten und Nationalpark Hohe Tauern blicken auf die erfolgreichen, 1. Mallnitzer Tage zurück

Bereits im Februar 2019 haben das Land Kärnten und die Veterinärmedizinische Universität Wien in einem Letter of Intent ein nachhaltiges Konzept zur Weiterentwicklung und zum Ausbau der universitären Infrastruktur in Kärnten vorgestellt. Nun trug die Kooperation bereits erste Früchte – in Form der 1. Mallnitzer Tage, welche von 17. – 18. Oktober 2019 im Besucherzentrum Mallnitz stattfanden. Der Nationalpark Hohe Tauern bietet für die Vetmeduni Vienna ideale Voraussetzungen für die Forschung und Lehre im Bereich Wildtierkunde. Aus diesem Grund lag auch der Fokus der 1. Mallnitzer Tage auf den Themen Wildtierökologie und –management.

Namhafte Experten der Vetmeduni Vienna vermittelten den Anwesenden im Rahmen zahlreicher Workshops umfangreiches Fachwissen von A wie Altersbestimmung beim Rotwild bis Z wie Zukunft des Gamswildes in den Ostalpen.  Walter Arnold, Leonida Fusani, Christoph Beiglböck und Friederike Range vom Department für Interdisziplinäre Lebenswissenschaften berichteten über ihre Forschungsmethoden und -ergebnisse.

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(Web-Redaktion am 21.10.2019)

Alles hat seinen Preis, auch der Winterschlaf

Viele Säugetiere überleben die kalte Jahreszeit indem sie Winterschlaf halten. Je tiefer die eigene Körpertemperatur, umso mehr Energie können Winterschläfer dabei einsparen. Was zwar grundsätzlich positiv ist, hat jedoch einen großen Haken: Niedrigere Temperaturen führen zu einem vermehrten Schrumpfen der Schutzkappen der Chromosomen – beträchtliche Schäden, die zum Tod der Zelle führen können und nur mit großem Energieaufwand wieder behoben werden können. In Experimenten mit Gartenschläfern und Siebenschläfern stellten Forscherinnen und Forscher vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Vienna nun fest, dass Tiere, die bei höheren Temperaturen überwintern, längere Telomere aufrechterhalten, aber auch mehr Energie verbrauchen.  Das Forschungsteam konnte in der Verkürzung der Telomere der beiden untersuchten Tierarten, die im Labor entweder bei 3° C oder 14° im Winterschlaf gehalten wurden, signifikante Unterschiede feststellen.

Der Artikel "Always a price to pay: hibernation at low temperatures comes with a trade-off between energy savings and telomere damage" von Julia Nowack, Iris Tarmann, Franz Hölzl, Steve Smith, Sylvain Giroud und Thomas Ruf wurde in Biology Letters veröffentlicht.

(Web-Redaktion am 14.10.2019)

Über das Leben der Murmeltiere

Wussten Sie, dass Murmeltiere zur Familie der Hörnchen gehören?  Oder dass es 15 verschiedene Murmeltierarten gibt, die allesamt nur auf der nördlichen Erdhalbkugel leben?  Und halten alle Murmeltiere Winterschlaf?  Antworten zu diesen und anderen Fragen finden Sie in dem kürzlich als "Quick Guide" erschienenen Artikel "Marmots" (englisch für Murmeltiere) von Walter Arnold in der renommierten Fachzeitschrift Current Biology.

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(Web-Redaktion am 3.10.2019)

Wie Rehen das Winterfutter auf den Pansen schlägt

Rehe (Capreolus capreolus) bevölkern weite Teile Europas und sind jahreszeitlich bedingt mit einem saisonal schwankenden Nahrungsmittelangebot konfrontiert. In einigen europäischen Ländern – darunter auch in Österreich – ist es deshalb üblich, Wildtiere im Winter zusätzlich zu füttern. Das Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie, das Institut für Lebensmittelsicherheit, Lebensmitteltechnologie und öffentliches Gesundheitswesen der Vetmeduni Vienna zusammen mit dem Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der BOKU sind deshalb in einer gemeinsamen Forschungsarbeit der Frage nachgegangen, inwieweit die winterliche Nahrungsergänzung die bakterielle Zusammensetzung im Pansen beeinflusst. Zu diesem Zweck untersuchten die WissenschafterInnen die Zusammensetzung der Pansenbakterien von freilebenden weiblichen Rehen. Dabei wurden Tiere aus einem Gebiet mit zusätzlichen Fütterungsstellen mit solchen verglichen, die ausschließlich auf natürliches Futter angewiesen waren.

Die Ergebnisse der Studie zeigen einen deutlichen qualitativen Unterschied zwischen der Mikrobiota-Zusammensetzung der beiden untersuchten Populationen. Die Veränderung der Pansen-Mikrobiota durch die Winterfütterung lässt eine negative Auswirkung auf den Gesundheitszustand von Rehen vermuten.  Die im Rahmen der Studie festgestellte hohe Häufigkeit nicht klassifizierter Bakterienstämme zeigt außerdem, dass mehr Wissen über die Mikrobiota in Pansen von Wildwiederkäuern nötig ist.

Der Artikel "Impact of supplemental winter feeding on ruminal microbiota of roe deer (Capreolus capreolus)" von Sara Ricci, Robin Sandfort, Beate Pinior, Evelyne Mann, Stefanie U. Wetzels und Gabrielle Stalder wurde in Wildlife Biology veröffentlicht.

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(Web-Redaktion am 1.10.2019)

Multiresistente Keime: Großstadt-Ratten als mögliche Quelle

Die Entstehung von multiresistenten Krankheitserregern wird zu einem immer größeren, globalen Problem für die Gesundheit von Mensch und Tier. Ein Forschungsteam hat nun bei in der Wiener Innenstadt zwischen 2016 und 2017 gefangenen Ratten festgestellt, dass rund jede siebente davon (14,5%) multiresistente Enterobakterien – deren wichtigster Vertreter als Kolibakterien bekannt sind – in sich trug. Die in Wien erhobene Häufigkeit ist damit vergleichbar zum in früheren Studien in anderen Großstädten festgestellten Auftreten. So betrug die Prävalenz beispielsweise in Berlin 13,6% und in Hongkong 13,9%. Zudem trugen mehr als die Hälfte der Ratten in Wien (59,7 %) gefährliche, multiresistente Staphylokokken in sich.

Die Arbeit ist das Ergebnis einer internationalen Kooperation zwischen der Vetmeduni Vienna (Forschungsinstitut für Wildtierkunde/Ökologie, Institut für Mikrobiologie), der Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (AGES), der Freien Universität Berlin sowie dem Leibniz-Institut für Photonische Technologien.  Trotz ihres schlechten Rufes sind die kleinen Nagetiere nützlich für die Wissenschaft. Ratten sind in städtischen Gebieten allgegenwärtig und kommen mit allen Arten von Abwässern in Berührung. Die Wissenschaft macht sich dies zu Nutze, um Informationen über mögliche Antibiotikaresistenzen bei Ratten in der urbanen Umgebung zu gewinnen.

Der Artikel „Urban brown rats (Rattus norvegicus) as possible source of multidrug-resistant Enterobacteriaceae and meticillin-resistant Staphylococcus spp., Vienna, Austria, 2016 and 2017“ von Amélie Desvars-Larrive, Werner Ruppitsch, Sarah Lepuschitz, Michael P Szostak, Joachim Spergser, Andrea T. Feßler, Stefan Schwarz, Stefan Monecke, Ralf Ehricht, Chris Walzer und Igor Loncaric wurde in Eurosurveillance veröffentlicht.

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(Web-Redaktion am 9.9.2019)

Die sozialen Netzwerke junger Wildschweine

Die Wildschweinpopulationen nehmen in ganz Europa stark zu. Obwohl Details zur Populationsdynamik und zum Fortpflanzungspotential dieser Art bekannt sind, ist unser Wissen über die soziale Struktur und die möglichen Auswirkungen der Jagd auf diese Struktur nur unzureichend bekannt. Wie wirkt es sich z.B. aus, wenn gezielt alte Tiere aus einer Gruppe geschossen werden und nur junge Tiere übrigbleiben? Ziel dieser Studie war es daher zu untersuchen wie sich die soziale Struktur von jungen Wildschweinen, in Abwesenheit von Alttieren, entwickelt. Dazu untersuchte ein Team am FIWI das Gruppierungsverhalten einjähriger Wildschweinweibchen in zwei Freigehegen.

Durch intensive Verhaltensbeobachtungen von März – August im Folgejahr und mit anschließender Auswertung durch eine Soziale Netzwerkanalyse (SNA) konnte eine Forschungsgruppe um Claudia Bieber neue Erkenntnisse zur Sozialstruktur der einjährigen Wildschweinweibchen erlangen.  Sie beobachteten, dass die Weibchen während des Untersuchungszeitraums stabile Gruppen bildeten, obwohl ältere Weibchen, d.h. Leittiere, nicht vorhanden waren. Interessanterweise bildeten Individuen in einem größeren Gehege mit mehr Wildschweinen auch mehr Gruppen – die Gruppengröße blieb relativ gleich. Es spielte keine Rolle, ob die Tiere verwandt waren, sofern die anfängliche Aggression überwunden wurde (Nachbarschaft in Gewöhnungsgehegen).  Außerdem zeigen Wildschweinweibchen unterschiedliche Konnektivität innerhalb des sozialen Netzwerks einer Population.

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(Web-Redaktion am 10.7.2019)

Wenn es auf den Almen pfeift

Wandert man derzeit in höheren alpinen Lagen herum, kann es einem gut passieren, dass man angepfiffen wird.  Denn derzeit tummeln sich die Murmeltiere, die einen Großteil ihres Lebens in unterirdischen Bauen verbringen, auf den Almen und futtern sich einen Winterspeck an.   Wenn Sie Gefahr wahrnehmen, wie zum Beispiel einen Steinadler, dann warnen sie ihre Artgenossen mit einem durchdringenden Pfiff.  Man hat festgestellt, dass sie sogar verschiedene Signale für verschiedene Gefahren einsetzen. 

Wie Walter Arnold vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie aufgrund jahrelanger Forschungsarbeit weiß, bevorzugen die Murmeltiere bestimmte Pflanzen, wie zum Beispiel den Alpen-Klee, Alpen-Mutterwurz oder das ungleichblättrige Labkraut.  Das liegt vor allem daran, dass diese Pflanzen ihnen essenzielle Fettsäuren, vor allem Omega-6 Fettsäuren, liefern, und je mehr sie davon aufnehmen, desto besser können sie später im Winterschlaf ihre Körpertemperatur absenken.  Das wiederum ist wichtig um Energie zu sparen.

Ab Ende September verschwinden die Murmeltiere nämlich bereits wieder von den Bergwiesen  und verschließen ihren Bau von innen.  Dann legen sie sich zwecks Wärme eng aneinander und zehren von ihren Fettvorräten.  Sie fahren ihren Stoffwechsel herunter, und so schaffen sie es, mit gelegentlichem erwachen aus dem tiefen Torpor, den alpinen Winter ohne Nahrungsaufnahme zu überstehen - bis zu sieben Monate lang.

Ein interessanter Artikel über das Alpenmurmeltier ist, mit wissenschaftlicher Beratung von Walter Arnold, soeben in der Zeitschrift Landlust (Landlust Ausgabe Juli/August 2019) erschienen.

Zum Landlust Artikel "Mit Pfiff" (mit freundlicher Genehmigung der Redaktion)

(Web-Redaktion, 3.7.2019)

Ungewöhnliche Einblicke: Die Wüste Gobi aus den Augen eines Khulans

Für den wirksamen Schutz bedrohter Tierarten ist es wichtig ihre Lebensweise möglichst genau zu kennen. Ein internationales Forschungsteam unter dem Lead der Vetmeduni Vienna stattete deshalb einen im östlichen Teil der Wüste Gobi lebenden Wildesel – einen sogenannten Khulan – mit einem neuartigen Kamerahalsband aus. Die nun veröffentlichten Ergebnisse des Forschungsprojekts sind vielversprechend: Neben einem deutlichen Erkenntnisgewinn für die Wissenschaft und den Artenschutz bietet die innovative Technologie auch der breiten Öffentlichkeit spannende neue Einblicke in die Lebensweise von Wildtieren.

Bereits bisher war es möglich, das Leben von Wildtieren mittels GPS-Technologie nahezu in Echtzeit nachzuverfolgen und wichtige, unverfälschte Umweltdaten aus dem natürlichen Habitat der Tiere zu erhalten. Die auf diese Weise erfassten Daten bergen jedoch das Risiko, dass wichtige Umweltvariablen oder Ereignisse in der Lebensgeschichte der Tiere nicht dokumentiert werden. Ein Umstand, der besonders wichtig ist bei Tieren mit großen nomadischen Bewegungen – wie den von den ForscherInnen untersuchten Khulanen.  Die AutorInnen der Studie haben einen Teil der mit dem Kamerahalsband gemachten Bilder verwendet, um ihre wissenschaftliche Veröffentlichung durch eine Version im beliebten StoryMap-Format zu ergänzen.

Der Artikel „Through the eye of a Gobi khulan – Application of camera collars for ecological research of far-ranging species in remote and highly variable ecosystems“ von Petra Kaczensky, Sanchir Khaliun, John Payne, Bazartseren Boldgiv, Bayarbaatar Buuveibaatar und Chris Walzer wurde in PLOS ONE veröffentlicht.

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(Web-Redaktion, 19.6.2018)

Wichtiger Schritt der Evolution entdeckt: Körperwärme ohne Muskelzittern

Die eigene Körpertemperatur unabhängig von der Außentemperatur, also endotherm regulieren zu können, war ein wichtiger Schritt in der Evolution vieler Säugetiere und Vögel. Damit diese Wärme überhaupt produzieren können, spielt neben dem sogenannten Muskelzittern vor allem das braune Fettgewebe der Tiere eine wichtige Rolle. Der Haken daran: Nur rund 20% der endothermen Vögel und Säugetiere besitzen dieses spezielle Körperfett. Einer Forschungsgruppe vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Vienna gelang es nun erstmals nachzuweisen, dass ein dritter Mechanismus tief drinnen im Muskelgewebe ohne jegliches Muskelzittern ausreicht, um neugeborenen Säugetieren ohne braunes Fettgewebe das Überleben trotz kalter Außentemperaturen zu sichern. Laut den ForscherInnen könnte es sich bei diesem Mechanismus um einen wichtigen Puzzlestein der evolutionären Entwicklung einer Vielzahl von Wirbeltieren handeln.

Der Artikel „Muscle nonshivering thermogenesis in a feral mammal“ von Julia Nowack, Sebastian Vetter, Gabrielle Stalder, Johanna Painer, Maria Kral, Steve Smith, Minh Hien Le, Perica Jurcevic,Claudia Bieber, Walter Arnold und Thomas Ruf wurde in Scientific Reports veröffentlicht.

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(Web-Redaktion, 17.6.2019)

Was Knochen erzählen

Ontogenese ist die Entwicklungsgeschichte eines Organismus in seinem eigenen Leben.  Das Studium der Skelettochronologie, also dem Zählen der konzentrischen Wachstumsringe in einem Knochenquerschnitt, und des Knochengewebes als Aufzeichnung von Informationen über ontogenetische Stadien und Ereignisse wird häufig zur Verbesserung des Wissens über die Lebensverläufe (life history) von ausgestorbenen und noch vorhandenen Wirbeltieren verwendet. Im Vergleich zu Dinosauriern und vorhandenen Reptilien hat die Knochenhistologie von Säugetieren wenig Beachtung gefunden. In einer Forschungskollaboration zwischen dem Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie und dem Institut Català de Paleontologia Miquel Crusafont (ICP) in Barcelona wurde zum ersten Mal das Knochen- und Zahnalter mit histologischen Knocheneigenschaften und life history-Stadien in ontogenetischen Reihen von Rotwild kalibriert. Wir stützen uns bei der Studie der spanischen Hirschen auf die bekannte life history von älteren österreichischen Rothirschen aus Gehegehaltung.  Die Daten zeigen, dass weibliche Hirsche beider Unterarten früher zur Skelettreife gelangen als männliche Hirsche. Zu diesem Zeitpunkt sind der epiphysäre Verschluss (bei Femora und Tibia) und der Zahndurchbruch vollständig und lange Knochen beginnen, ein äußeres Grundgerüst abzulagern. Die Ergebnisse zeigen auch, dass das Erreichen der Fortpflanzungsreife bei Rothirschen geringfügig vor der Skelettreife erfolgt.

Der Artikel “Calibration of life history traits with epiphyseal closure, dental eruption and bone histology in captive and wild red deer” von Teresa Calderón, Daniel DeMiguel, Walter Arnold, Gabrielle Stalder und Meike Köhler wurde in Journal of Anatomy veröffentlicht.

(Web-Redaktion, 1.6.2019)

Guter Winterschlaf dank Winterspeck

Manche Menschen würden gerne den Winter durchschlafen - ganz wie es die tierischen Winterschläfer jedes Jahr tun. Winterschlafende Bären senken dabei ihre Körpertemperatur nur geringfügig (2–5 ° C) auf einen Wert zwischen 30 ° C und 36 ° C. Die Rolle der Körperfettzusammensetzung im Winterschlaf wurde nun erstmals in wilden Braunbären von einem internationalen Team unter der Leitung von Forschern der Universität Straßburg und des Forschungsinstitus für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Vienna untersucht. Die beiden wichtigsten Befunde: Ungesättigte Fettsäuren spielen im Winterschlaf eine wichtige Rolle und die Zusammensetzung der Fettspeicher großer Winterschläfer ist derjenigen kleiner Winterschläfer sehr ähnlich.  Wie Sylvain Giroud und seine Mitautorinnen und Autoren herausfanden, ist die Veränderung der Lipidzusammensetzung offenbar ein evolutionär konserviertes Phänomen des Winterschlafes, das unabhängig von der Körpermasse und Körpertemperatur der Tiere zu sein scheint.

Der Artikel “Lipidomics Reveals Seasonal Shifts in a Large-Bodied Hibernator, the Brown Bear” von Sylvain Giroud, Isabelle Chery, Fabrice Bertile, Justine Bertrand-Michel, Georg Tascher, Guillemette Gauquelin-Koch, Jon M. Arnemo, Jon E. Swenson, Navinder J. Singh, Etienne Lefai, Alina L. Evans, Chantal Simon und Stéphane Blanc wurde in Frontiers in Physiology veröffentlicht.

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(Web-Redaktion, 16.5.2018)

Wenn Hasen Bauchweh haben

Immer häufiger werden beim Europäischen Feldhasen Erkrankungen des Verdauungstrakts festgestellt. Der Grund sind oftmals Veränderungen der aus Mikroorganismen bestehenden Darmflora, dem sogenannten Mikrobiom. Über die Ursachen dafür war bisher wenig bekannt. Eine soeben erschienene Studie unter der Leitung von Gabrielle Stalder vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Vienna zeigt nun erstmals, dass für die Veränderungen in der Zusammensetzung der Darmbakterien lebensraumbedingte Umweltfaktoren verantwortlich sein könnten. Die geographische Lage und damit potentiell verbundene Umweltfaktoren haben einen erheblich größeren Einfluss auf die Zusammensetzung der Mikrobiota als Wirtsfaktoren.   Aus den Studienergebnissen lassen sich neue Hypothesen ableiten, welche eine Erklärung für einige an Populationsschwankungen von Feldhasen beteiligten Faktoren geben.  Diese Forschung an der Schnittstelle von Darmgesundheit und Landnutzung in Bezug auf den Europäischen Feldhasen und potentiell anderer Arten, die von einer schnellen Änderung oder intensiven Nutzung ihres Lebensraums betroffen sind, ist wichtig für das Verständnis des Einflusses von Umweltfaktoren auf das Mikrobiom im Darm und damit auf die Gesundheit von Feldhasen. An der Studie war auch das Institut für Lebensmittelsicherheit, Lebensmitteltechnologie und öffentliches Gesundheitswesen beteiligt.

Der Artikel „Gut microbiota of the european Brown Hare (Lepus europaeus)“ von G. L. Stalder, B. Pinior, B. Zwirzitz, I. Loncaric, D. Jakupović, S. G. Vetter, S. Smith, A. Posautz, F. Hoelzl, M. Wagner, D. Hoffmann, A. Kübber-Heiss und E. Mann wurde in Scientific Reports veröffentlicht.

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(Web-Redaktion, 25.4.2019)

Der neue FIWI Jahresbericht steht zum Download bereit

Im FIWI Jahresbericht 2018 finden Sie wieder spannende Kurzberichte zu unserer Forschung.  Wie reagiert Rotwild auf menschliche Einflüsse physiologisch, in seinem Raumnutzungsverhalten und in seiner Aktivität? Wie bilden neugeborene Wildschweinfrischlinge Wärme, so dass sie auch bei niedrigen Temperaturen eine hohe Körpertemperatur aufrechterhalten können?  Wissen Sie, warum die zu frühe Entnahme kapitaler Hirsche oder die Schonung schwächerer eine wichtige natürliche Auslese stört?  Beeinflusst die Vielfalt an Immungenvarianten by Hasen den Fortpflanzungserfolg?  Und was stimmt besser mit dem wirklichen Alter eines Hirches überein - die Zahl der Linien im Zahnzement wie sie das FIWI ermittelt, oder eine oft anderswo praktizierte Methode?  All diese Fragen werden im neuen Bericht näher erläutert.

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(Web-Redaktion, 17.4. 2019)

In Memoriam Kurt Onderscheka

Wir trauern um den Gründer des Forschungsinstitutes für Wildtierkunde und Ökologie, unseren Emeritus ordentlicher Universitätsprofessor Dr. med. vet. Kurt Onderscheka, der am 10. März 2019 verstorben ist. Seine Schaffenskraft, sein Organisationstalent, sein zäher Wille und unglaubliches Engagement für die heimischen Wildtiere und die Veterinärmedizinische Universität Wien bleiben unvergessen. Sein Name ist untrennbar mit dem Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie und dessen Erfolgsgeschichte verbunden.

Kurt Onderscheka wurde am 20. November 1926 in Eleonorenhain im Böhmerwald (heutige Tschechische Republik) geboren. Nach dem Schulbesuch in Prag und Wien wurde ihm Österreich nach Kriegsende zur neuen Heimat. Von 1945-1950 studierte er an der Tierärztlichen Hochschule in Wien Veterinärmedizin und promovierte 1951. Schon 1950 übernahm er eine tierärztliche Praxis im Pinzgau (Salzburg), die er zu einer der größten Großtierpraxen Österreichs ausbaute. Die Praxis verließ er nach 10 Jahren, um sich ganz seinem besonderen Interesse für Tierernährung zu widmen, zunächst mit einer Tätigkeit in der Industrie, ab 1964 wieder an seiner Alma Mater als Assistent am Institut für Medizinische Chemie. 1970 folgte die Habilitation für Tierernährung und Futtermittelkunde. Sein schon länger bestehendes Interesse für Fragen der Ernährung und Erkrankungen von Wildtieren entwickelte sich nun zum neuen wissenschaftlichen Schwerpunkt. 1976 wurde er zum Ordinarius für das neu gegründete Fach Wildtierkunde an der Veterinärmedizinischen Universität Wien ernannt.

Das Universitätsorganisationsgesetz 1975 schuf erstmals die Möglichkeit private Financiers direkt in die universitäre Forschung einzubinden. Kurt Onderscheka ergriff diese Gelegenheit beim Schopf. Es gelang ihm Sponsoren aus der Industrie und die österreichischen Landesjagdverbände für die Förderung wildtierkundlicher Forschung zu gewinnen. Am 22. Dezember 1977 wurde das erste Forschungsinstitut Österreichs gegründet, das gemeinsam von einer Universität und privaten Geldgebern, organisiert in einer Fördergesellschaft, betrieben wurde. Zum Leiter des neuen Forschungsinstitutes für Wildtierkunde der Veterinärmedizinischen Universität Wien wurde Kurt Onderscheka bestellt. Jetzt galt es, diesem Institut auch eine entsprechende räumliche Ausstattung zu verschaffen. Mit seiner schier unermüdlichen Energie gelang es Kurt Onderscheka die Unterstützung der Stadt Wien zu gewinnen, die bis heute das großzügige Institutsgebäude am Wilhelminenberg mit dem sich anschließenden 45 Hektar großen Forschungsgehege der wildökologischen Forschung zur Verfügung stellt. Für die Adaptierung des ehemaligen Wirtschaftsgebäudes des Schlosses Wilhelminenberg zu einer modernen Forschungseinrichtung wurden erhebliche finanzielle Mittel von Bund, Stadt Wien, den österreichischen Jagdverbänden und privaten Sponsoren aufgebracht. Das Institut florierte, erweiterte seine Forschungsagenden auf ökologische Zusammenhänge und genießt heute als „Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie“, kurz „FIWI“, internationale Anerkennung.

Für seine wissenschaftlichen Leistungen erhielt Kurt Onderscheka zahlreiche Auszeichnungen, so auch das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse und das große silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Auch nach seiner Emeritierung 1995 blieb Kurt Onderscheka dem FIWI stets verbunden. Sein Lebenswerk ist das Fundament des heute existierenden Forschungszentrums für organismische Biologie am Wilhelminenberg, bestehend aus dem FIWI, dem benachbarten Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung und der Österreichischen Vogelwarte, zusammengefasst im Department für Integrative Biologie und Evolution der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Wir werden den Gründervater des FIWI nicht vergessen und ihm ein ehrenvolles Andenken bewahren.

Wien, im März 2019

o.Univ.Prof. Dr. rer. nat. Walter Arnold
Leiter des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie