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Zum Singen motiviert – die Rolle des sexuellen Primings bei Mäusen

Während der Balz setzen Männchen unterschiedlicher Tierarten – darunter Insekten, Amphibien, Vögel und Säugetiere – oft auf Lautäußerungen, um Weibchen anzulocken. Bei Balzgesängen von Mäusemännchen handelt es sich jedoch um Ultraschallgesänge (Ultraschall-Vokalisationen, USVs), die das menschliche Gehör nicht wahrnehmen kann. Um die USVs der männlichen Nager zu untersuchen und charakteristische Merkmale der verschiedenen Rufe sichtbar zu machen, verwenden WissenschafterInnen spezielle Mikrofone und Spektrogramme. Ein Forscherteam rund um Dustin Penn und Sarah Zala vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung (Vetmeduni Vienna) entwickelte nun eine verbesserte Methode zur Automatisierung des Nachweises von USVs. Damit möchten die WissenschafterInnen nun herausfinden, wie man Mäusemännchen zum “Singen” bringt.

Der Artikel “Primed to vocalize: wild-derived male house mice increase vocalization rate and diversity after a previous encounter with a female” von Sarah M. Zala, Doris Nicolakis, Maria Adelaide Marconi, Anton Noll, Thomas Ruf, Peter Balazs und Dustin J. Penn wurde in Plos one veröffentlicht.

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(Web-Redaktion am 14.12.2020)

Weißrückenspecht als Anzeiger naturnaher Lebensräume in Europa

Ornithologen haben Multilocus-Molekulardaten und Modelle zur Artverteilung verwendet, um die Phylogenetik und die Phylogeographie des Weißrückenspechtes zu untersuchen. Der Weißrückenspecht ist ein Anzeiger naturnaher Wälder, und hat in Österreichs Bergwäldern ein wichtiges Vorkommen in Europa. Seine Bedeutung für den Naturschutz liegt in dieser Anzeigefunktion. Er ist wie der Buntspecht, jedoch mit Lücken, über ganz Eurasien verbreitet und hat einige Inselformen im fernen Osten entwickelt. Hans Winkler et al. hatten bereits 2005 gezeigt, dass der lange falsch eingeordnete Okinawa-Specht ein unmittelbarer Verwandter des Weißrückenspechts ist. 

Die ForscherInnen betonen, dass, obwohl diese Spechtart nicht als gefährdet eingestuft ist, die höchte genetische Vielfalt in der Population im Białowieża-Wald in Polen (der letzte Überrest eines Urwaldes im Tiefland Europas) und in den Karpatenwäldern besteht. Diese naturbelassenen Gebiete schützen also die genetische Vielfalt der Weißrückenspecht Populationen - ein Hinweis auf die Wichtigkeit des Erhalt naturnaher Wälder für die Biodiversität.

Der Artikel "Phylogeography of a widespread Palaearctic forest bird species: The White-backed Woodpecker (Aves, Picidae)" von Jean‐Marc Pons, David Campión, Giorgio Chiozzi, Antonia Ettwein, Jean‐Louis Grangé, Łukasz Kajtoch, Tomasz D. Mazgajski, Marko Rakovic, Hans Winkler und Jérôme Fuchs wurde in der Zeitschrift Zoologica Scripta veröffentlicht.

(Web-Redaktion am 2.12.2020)

TV-Tipp: W wie wissen - ZDF 1

Hausmäuse lieben Gesellschaft und haben ein komplexes Sozialleben. Nach welchen Mustern es verläuft, erforschen Wissenschaftler*innen schon länger. Ein wesentlicher Schlüssel dazu ist die geheime Sprache der Mäuse. Bei ihrer Decodierung sind Verhaltensbiolog*innen – unter anderem Doris Nicolakis und Ken Luzynski unter der Leitung von Dustin Penn und Sarah Zala vom Konrad-Lorenz-Istitut für Vergleichende Verhaltensforschung der Veterinärmedizinischen Universität Wien – gerade einen bedeutenden Schritt weitergekommen.

Am Sa., 07.11.20 lief um 16:00 Uhr im SWR 1 (Das Erste) in der Sendung W wie Wissen ein Beitrag über Mäusegesang und die "Duftsprache" der Hausmäuse. Die Sendung kann in der TV-Thek jederzeit nachgesehen werden. 

(Web-Redaktion am 9.11.2020)

Ultraschallgesänge von Mäusen enthalten charakteristische individuelle Signaturen

Hausmäuse senden komplexe Ultraschallvokalisationen (USVs) aus, die über dem vom Menschen hörbaren Frequenzbereich liegen. Eine kürzlich am Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Vetmeduni Vienna (KLIVV) durchgeführte Studie ergab, dass die von männlichen wilden Hausmäusen emittierten USVs charakteristische individuelle Signaturen enthalten, die über die Zeit hinweg stabil sind.

USVs sind auf vielen Organisationsebenen überraschend komplex, die WissenschafterInnen fanden auf jeder von ihnen analysierten Ebene Nachweise der individuellen Identität, einschließlich der Anzahl an USVs, der durchschnittlichen Frequenz und Dauer der Gesänge, der Anzahl der verschiedenen Kategorien von USVs und sogar der Länge der stillen Intervalle zwischen den einzelnen Rufen. Darüber hinaus konnten sie mithilfe eines Algorithmus für maschinelles Lernen ungefähr 90% der Aufzeichnungen dem richtigen Individuum zuordnen. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass diese Signale möglicherweise eine wichtige Rolle für die individuelle Erkennung der Tiere spielen könnten.

Der Artikel "Ultrasonic courtship vocalizations of male house mice contain distinct individual signatures" von Maria Adelaide Marconi, Doris Nicolakis, Reyhaneh Abbasi, Dustin J. Penn und Sarah M.Zala wurde in Animal Behaviour veröffentlicht.

(Web-Redaktion am 4.11.2020)

Out of Africa: Zugvögel fliegen immer früher nach Europa

Als Reaktion auf den Klimawandel verschiebt sich die Frühlingswanderung vieler Zugvögel immer weiter nach vorne. Laut einer soeben von einem internationalen Forschungsteam um Ivan Maggini und Leonida Fusani vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung an der Vetmeduni Vienna präsentierten Studie folgt diese Änderung jedoch keinem einheitlichen Muster. Im Gegenteil, bei näherer Betrachtung ergibt sich ein vielschichtiges Bild: Wesentlich für den Start der Wanderung ist die Region des Überwinterns. 

Aus bisherigen Studien ist bekannt, dass Zugvögel ihre Frühjahrsankunft in den europäischen Brutgebieten aufgrund des Klimawandels vorverlegen. Zudem leiden jene Arten, die schlechter in der Lage sind, ihre Zugzeit anzupassen, in Europa unter einem Rückgang ihres Bestands. Naheliegend ist deshalb die Vermutung, dass die Ursache ihres Rückgangs in der Unfähigkeit liegt, den Zeitpunkt ihres Zuges anzupassen. Fusani und Maggini analysierten in Zusammenarbeit mit einem internationalen Forschungsteam auf Ponza die Zugzeiten der 30 während der letzten 18 Jahre auf der Insel am häufigsten gezählten Arten. Der Klimawandel wirkt sich auf verschiedene Lebewesen auf unterschiedlichste Weise aus. In Europa begünstigt der frühere Frühlingsbeginn ein früheres Erscheinen von Insekten, was sich wiederum auf die Brutzeit der insektenfressenden Vögel auswirkt. Indem sie früher brüten, stellen sie sicher, dass sie genügend Nahrung finden, um ihre Jungen zu ernähren. Viele Zugvögel sind jedoch nicht in der Lage, jahreszeitlich veränderte, günstige Bedingungen in ihren europäischen Brutgebieten zu beobachten, weil sie den Winter Tausende von Kilometern entfernt in Afrika verbringen. Ihre innere Uhr regt sie dazu an, ihr Winterquartier zum geeigneten Zeitpunkt zu verlassen. Angesichts des Klimawandels ist daher zunehmend eine Herausforderung die Abflugzeiten so anzupassen, dass sich den Zugvögeln bei der Ankunft am Zielort Europa auch tatsächlich ein Höchstmaß an Nahrungsquellen bietet.

Der Artikel „Recent phenological shifts of migratory birds at a Mediterranean spring stopover site: species wintering in the Sahel advance passage more than tropical winterers“ von Ivan Maggini, Massimiliano Cardinale, Jonas Hentati Sundberg, Fernando Spina und Leonida Fusani wurde in PLOS ONE veröffentlicht.

(Web-Redaktion am 7.10.2020)

Regenbogenfischen können bei Studien zur Anpassung an den Klimawandel helfen

Bei steigenden lokalen Temperaturen versuchen einige Tiere und Pflanzen, in günstigere Klimaregionen zu wandern. Menschliche Aktivitäten wie Landwirtschaft und Urbanisierung zerstören und fragmentieren jedoch Lebensräume. Viele Arten können daher nicht in bessere Lebensräume wandern.

Arten mit höherer „adaptiver Resilienz" halten mit größerer Wahrscheinlichkeit mit Klimaveränderungen Schritt und können langfristig überleben. Ein internationales Forschungsteam, darunter Steve Smith, der Leiter des Genetiklabors am Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung, untersuchten drei ähnliche Arten von Regenbogenfischen aus verschiedenen Klimaregionen Australiens: die Subtropen, die Wüste und die gemäßigte Region. Die Forscher fanden einen starken Zusammenhang zwischen genetischen Reaktionen und Hitzetoleranz. Die subtropischen Arten dieser Fische zeigten eine viel größere Anpassungsfähigkeit an höhere Temperaturen als die Arten aus der gemäßigten Zone. Die Auswirkungen der Studie können auf viele nicht wandernde Tiere und Pflanzen ausgedehnt werden, die aufgrund des Klimawandels unter Druck stehen.

Der Artikel "Adaptation of plasticity to projected maximum temperatures and across climatically defined bioregions" von Jonathan Sandoval-Castillo, Katie Gates, Chris J. Brauer, Steve Smith, Louis Bernatchez und Luciano B. Beheregaray ist in der Zeitschrift PNAS erschienen.

(Web-Redaktion am 13.7.2020)

Goldbandpipra: Verhaltensflexibilität eines Athleten

Menschen, wie auch Tiere reagieren auf Veränderungen der Umwelt mit Verhaltensflexibilität, die ihnen dabei hilft, sich an neue Situationen und Umstände anzupassen oder neue Verhaltensweisen zu erlernen. Judith Janisch, Elisa Perinot und Leonida Fusani vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Vetmeduni Vienna und dem Department für Verhaltens- und Kognitionsbiologie der Universität Wien erforschten diesen Aspekt in Zusammenhang mit einem der außergewöhnlichsten Paarungsverhalten des Tierreiches - dem Paarungstanz der Goldbandpipra. Dabei fanden sie heraus, dass die Vögel eine genaue Abfolge von Sprungsequenz in ihrem Paarungstanz beibehalten, aber genug Flexibilität besitzen, um sich einer plötzlichen Umweltveränderung anzupassen. Die Studie zeigte zudem, dass die Grundlage dieses Verhaltens motorisches Lernen sein könnte, welches zum ersten Mal im Zusammenhang mit komplexen Paarungsverhalten festgestellt wurde.

Der Artikel „Behavioural flexibility in the courtship dance of golden-collared manakins, Manacus vitellinus" von Judith Janisch, Elisa Perinot und Leonida Fusani wurde in Animal Behaviour veröffentlicht.

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(Web-Redaktion, 9.7.2020)

 

Lebwohl, Matteo Griggio - ein Nachruf

In tiefer Betroffenheit müssen wir einen großen Verlust für das Konrad-Lorenz-Institut bekannt geben. Mit Matteo Griggio haben wir einen hervorragenden Wissenschaftler, guten Freund, praktisch ein Familienmitglied verloren. Fast ein Jahrzehnt war Matteo Teil des wissenschaftlichen Teams des Konrad-Lorenz-Instituts. Er hat seine langen Aufenthalte in Österreich, am KLIVV immer sehr genossen.

In seinem Herzen war er aber immer Italiener! So war er sehr glücklich, als er in Italien an seiner Heimatuniversität in Padua eine Stelle als Professor annehmen konnte.

Während seiner Zeit am KLIVV trug er maßgeblich dazu bei das Institut zu einem florierenden wissenschaftlichen "Hot Spot" zu machen und schuf mit seinem Charme und seiner Liebenswürdigkeit ein soziales Umfeld, in dem man gerne arbeitete.

Er war an der Beantwortung spezifischer Fragen interessiert und wusste dazu die Einrichtungen des KLIVV für viele Experimente zu nutzen. Er war immer wissbegierig, interessierte sich für viele Themen, und „eroberte“ vom KLIVV aus für seine Forschungszwecke viele Orte auf der ganzen Welt.

Matteo Griggio war durch und durch Wissenschaftler. Seine Leidenschaft galt der Verhaltensökologie, insbesondere den Vögeln. Mit Enthusiasmus und Leidenschaft stürzte er sich in die Wissenschaft, in der er international anerkannt und sehr erfolgreich war.

Begeisterung und Leidenschaft waren die treibende Kräfte in seinem Leben, -interessiert, aufgeschlossen und liebenswürdig war er beliebt, wo immer er auftauchte. Fast alle seine Wünsche wurden wahr, sein Traumberuf als Verhaltensforscher in seiner geliebten Heimatstadt Padua, viele Studentinnen und Studenten, Kooperationspartner, sein eigenes Haus und ein Hund...

Matteo war glücklich,- die Worte: "Wenn ich sterben müsste,- ich hatte ein wundervolles Leben!" ...stammen von ihm...

Plötzlich und unerwartet haben wir Matteo verloren - in seinem 44. Lebensjahr. Am 14. Mai 2020 verstarb er in seinem Haus in Padua als sein Herz zu schlagen aufhörte.

Er hinterlässt eine große Lücke in der Wissenschaft und in unseren Herzen, aber Matteo ist nicht völlig verschwunden, sein Schaffen lebt weiter. Heute sind seine Studentinnen und Studenten über die ganze Welt verteilt, repräsentieren ihn und stellvertretend für ihn, seine Ideen und Gedanken.

Wir werden ihn nie vergessen!

Matteo wir vermissen dich!

Un abbraccio, bye, bye

Herbert im Namen des KLIVV Teams

Sexuelle Konflikte bei Enten – ein evolutionäres Wettrüsten

Bisher galt bei Enten (Anatidae) die Annahme „Großer Penis, Zwangskopulation, große Eier“. Eine aktuelle Studie unter Leitung des Konrad-Lorenz-Instituts für Vergleichende Verhaltensforschung an der Veterinärmedizinischen Universität Wien konnte diese Hypothese nun widerlegen. Demnach scheint eher das Gegenteil der Fall zu sein: Penislänge und Eigröße korrelieren negativ, je größer der Erpel-Penis, desto kleiner sind also die Enteneier. Dies deutet darauf hin, dass das evolutionäre Wettrüsten mit Zwangskopulationen auf der einen Seite und anatomischen Gegenmaßen auf der anderen bei Enten nicht unbeschränkt weitergehen kann.

Der Artikel „The role of female investment in a sexual arms race“ von Bernd Leisler und Hans Winkler wurde im Fachmagazin Journal of Avian Biology veröffentlicht.

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(Web-Redaktion, 27.04.2020)

 

Schöne Stimmen machen Mäuse sexy

Die Männchen vieler Arten verwenden Balzrufe, um potenzielle Partner anzuziehen – auch Hausmäuse. In einer soeben veröffentlichten Studie konnten ForscherInnen des Konrad-Lorenz-Instituts für Vergleichende Verhaltensforschung der Vetmeduni Vienna anhand wilder Hausmäuse (Mus musculus musculus) nun erstmals zeigen, dass Balzrufe von der genetischen Verwandtschaft abhängig sind und den Fortpflanzungserfolg vorhersagen können. Erstautorin Doris Nicolakis erklärt die praktische Relevanz dieser neuen Erkenntnis: „Unsere Ergebnisse sind für die Zucht nützlich. Die USV-Emission lässt sich verwenden, um Zuchtpaare während ihres ersten Kontakts zu screenen und so ihre spätere Latenz für die Fortpflanzung und den Fortpflanzungserfolg zu antizipieren..." 

Der Artikel "Ultrasonic vocalizations in house mice depend upon genetic relatedness of mating partners and correlate with subsequent reproductive success“ von Doris Nicolakis, Maria Adelaide Marconi, Sarah M. Zala und Dustin J. Penn wurde in Frontiers in Zoology veröffentlicht.

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(Web-Redaktion, 20.04.2020)