Forschungsübersicht
Von Tinbergens vier Fragen geleitet, ist unser Ziel die Evolution von Fischökologie und -verhalten zu verstehen. Wir fragen also: Was ist der adaptive Wert eines bestimmten Merkmals? Wie ist die Ausprägung eines bestimmten Merkmals gesteuert? Wie entwickelt sich die Ausprägung eines bestimmten Merkmals im Laufe des Lebens? Und Wo finden wir ein bestimmtes Merkmal in der Phylogenie der Fische?
Die “bestimmten Merkmale”, die uns am meisten interessieren, sind solche, die mit Sozialität und Lebenslaufstrategien in Verbindung stehen. Hervorzuheben sind insbesondere diejenigen, die die Entstehung komplexer Sozialsysteme und unterschiedlich langer Lebensspannen beeinflussen. Unsere bevorzugten Studienobjekte sind dabei die Buntbarsche des Tanganjikasees. Es ist in diesem See des ostafrikanischen Grabenbruchs, dass Fische ihre grösste soziale Komplexität entwickelt haben, gepaart mit einer extremen Vielfalt an Lebenslaufstrategien. Wir benutzen eine Kombination aus kontrollierten Laborexperimenten und Feldarbeit, um detaillierte Untersuchungen des Verhaltens und der Physiologie dieser Fische durchzuführen und ökologische Daten in ihrem natürlichen Lebensraum zu sammeln.
Forschungsthemen
Flexibilität von Verhalten
Tiere müssen sich, um zu überleben, wechselnden Umweltbedingungen anpassen können. Verhaltensanpassung durch Lernen spielt hier eine entscheidende Rolle im Laufe des Lebens eines Individuums. Wir untersuchen wie Stress die Flexibilität von Verhalten eines hochsozialen Buntbarsches, Neolamprologus pulcher, beeinflusst.
Physiologische und endokrinilogische Mechanismen von Verhalten
Wir haben neue Methoden entwickelt, um das komplexe Zusammenspiel von Hormonen und Genen zu untersuchen, welches Verhalten reguliert. Wir sind insbesondere daran interessiert, wie Stress Verhaltensausprägung beeinflusst, aber wir untersuchen auch den Einfluss von Isotocin, Dopamin und Serotonin auf Sozialverhalten.
Umwelteinflüsse auf Kognition, Emotionen und Verhalten
Kognitive Fähigkeiten sind gut untersucht in Tieren, die grosse Gehirne haben (z.B. Primaten), aber Kognition und Emotionen von Fischen sind bisher kaum verstanden. Wir haben ein Umkehr-Lern-Protokoll entwickelt, um die kognitiven Fähigkeiten von N. pulcher zu untersuchen. Wir erforschen ebenfalls kognitive Tendenzen und Raumlernen, um ein umfassendes Verständnis der kognitiven Fähigkeiten von Fischen zu erlangen.
Konfliktlösung
Obschon es viele Vorteile mit sich bringt, in einer Gruppe zu leben, von reduziertem Raubdruck bis erhöhter Reproduktion, entstehen innerhalb einer Gruppe auch Konflikte. Die Fische, die wir untersuchen, zeigen trotzdem ein erstaunliches Maß an Kooperation und Sozialität. Wir wollen deshalb verstehen, wie Buntbarsche Konflikte lösen.
Unser Team
- Stefan Fischer, Ph.D. (Wissenschaft)
- Stefan Graf (Technische Assistenz)
- Martina Krakhofer (Tierpflege)
Externe
- Barbara Taborsky, Prof. Dr. (Wissenschaft)
- Sabine Tebbich, Mag. Dr., Privatdoz. (Wissenschaft)