- Anästhesiologie und perioperative Intensivmedizin /
- Für Tierbesitzer:innen
Warum nüchtern?
Für eine Sedierung oder Allgemeinanästhesie muss Ihr Tier nüchtern sein, das heißt das letzte Futter sollte am frühen Vorabend angeboten und auch wieder weggeräumt werden. Ausnahmen gibt es nur für junge Welpen oder bei speziellen Erkrankungen wie zB. Diabetes mellitus oder Insulin-produzierendem Tumor (Insulinom). In solchen Fällen besprechen Sie das Vorgehen mit den betreuenden Ärzt : innen oder Anästhesist : innen.
Der Grund für dieses "Zwangsfasten" liegt in der Unterdrückung der Schutzreflexe während der Anästhesie. Im wachen Tier (und auch Menschen) wird das Schlucken ausgelöst um Eindringen von Fremdmaterial in die Lungen zu verhindern. Dies ist beim anästhesierten Tier nicht mehr der Fall und es besteht die Gefahr von "Einatmen" von Speichel, aber auch Mageninhalt (im Falle von Erbrechen) in die Lungen. Ein gefüllter Magen (Futter innerhalb der letzten 6-8 Stunden vor dem Eingriff) erhöht die Gefahr von Überlaufen des Mageninhaltes in die Speiseröhre und ein Aufsteigen zum Eingang der Luftröhre. Mageninhalt in der Speiseröhre selbst führt zu Verätzungen dieser, und ist für das Tier beim Aufwachen aus der Anästhesie mit schwerem Sodbrennen zu vergleichen.
Die Folgen einer Aspiration von Mageninhalt (Eindringen in die Luftröhre) sind Komplikationen während der Anästhesie bis hin zu einer schweren, postoperativen Lungenentzündung. Die Behandlung dieser Komplikationen ist langwierig und kostenintensiv und endet trotz Intensivtherapie möglicherweise mit bleibenden Schäden der Lungen oder im Extremfall mit dem Tod Ihres Tieres.
Wenn Sie Medikamente während der Fastenperiode verabreichen müssen, besprechen Sie das bitte mit dem zuständigen Tierarzt der Abteilung für Anästhesiologie und perioperativen Intensivmedizin. Oft kann man sich mit der Tablette eingerollt in EINEM Wurstblatt abhelfen.
Sollte Ihr Tier dennoch etwas gefressen haben, melden Sie das bitte dem zuständigen Fachpersonal wenn Sie das Tier zum Eingriff bringen.
Je nach Menge und Umstand kann der Eingriff entweder auf einen späteren Termin am selben Tag oder einen anderen Tag verschoben werden.
Trotz Fasten können die oben beschriebenen Komplikationen auftreten; sie sind in der Regel jedoch wesentlich weniger schwerwiegend und leichter therapierbar.
Allgemeinanästhesie
Am Vorabend einer geplanten Operation dürfen Sie Ihrem Tier (Hund/Katze/Frettchen) ab 22:00 Uhr nichts mehr zu fressen geben, Wasser soll dem Tier aber weiter zur Verfügung stehen. Falls Ihr Tier trotzdem etwas gefressen hat, bitten wir Sie, uns dies unbedingt mitzuteilen. (Während der Anästhesie sind die Schutzreflexe unterdrückt, sodass im Falle des Erbrechens Mageninhalt in die Lunge gelangen kann. Diesen Vorgang nennt man Aspiration, die schwere Lungenentzündungen und bleibende Schäden der Lunge zur Folge haben kann).
Falls Ihr Tier Dauermedikation (z.B. Herzmedikamente, Insulin) bekommt, sollten Sie mit den betreuenden ÄrztInnen oder AnästhesistInnen besprechen, wie am Tag des Eingriffs vorzugehen ist.
Vor dem Eingriff werden die TierärztInnen unserer Anästhesieabteilung Ihr Tier klinisch untersuchen. Eine Blutuntersuchung soll Aufschluss über die Funktion wichtiger Organe geben (max. 2 Wochen alt). Es ist günstig, bereits vom Haustierarzt erhobene Befunde mitzubringen. Abhängig vom Ergebnis der Voruntersuchung und dem geplanten Eingriff kann es notwendig sein, weitere Untersuchungen (Röntgenaufnahmen, Ultraschalluntersuchung, Herzuntersuchung mit EKG) durchzuführen.
Am Morgen bzw. unmittelbar vor dem Eingriff bekommt Ihr Tier Medikamente verabreicht, deren Wirkung beruhigend oder schmerzlindernd ist, und speziell auf die Situation Ihres Tieres abgestimmt ist. Jedes Tier bekommt einen Venenzugang und wird an eine Infusion angeschlossen. Bei längeren Eingriffen wird durch eine Intubation der Luftweg gesichert. Über diesen Tubus wird Ihrem Tier Sauerstoff verabreicht und es kann wenn nötig beatmet werden.
Der oder die AnästhesistIn ist während des gesamten Eingriffs bei Ihrem Tier anwesend und kontrolliert, unterstützt durch eine Vielzahl unterschiedlicher Überwachungsgeräte, laufend die Körperfunktionen und den Gesamtzustand des Patienten.
Die ständige Betreuung durch AnästhesistInnen und die Überwachung mit Hilfe technischer Geräte haben das Risiko ernsthafter Zwischenfälle erheblich verringert. Obwohl viele Patienten notoperiert werden oder schwerkrank sind, haben wir einen hohen Sicherheitsstandard erreicht. Dennoch bringt eine Anästhesie wie auch beim Menschen immer ein gewisses Risiko mit sich.
Bei bestimmten Eingriffen kann zusätzlich zur Anästhesie eine Nervenblockade (Lokalanästhesie) zur Schmerzausschaltung durchgeführt werden. Die Nervenblockade erfolgt, wenn das Tier bereits in Narkose ist. Dadurch spürt Ihr Tier die Punktion nicht. Vorteile dieser zusätzlichen Nervenblockade sind eine geringere Dosierung von Narkosemitteln während der Operation und mehrere Stunden Schmerzfreiheit nach der Operation.
Nach dem Eingriff sorgt im Aufwachraum ein Team für ein ruhiges Aufwachen und die Ausschaltung des Schmerzes und führt die Kontrolle wichtiger Vitalfunktionen wie Atmung und Kreislauf durch.
Schmerzen sind ein Schutzmechanismus des Körpers. Sie warnen unseren Körper vor Schädigungen. Operationsschmerzen sind künstlich hervorgerufen – sie haben keinen warnenden Signalcharakter und müssen deshalb nicht ertragen werden. Tiere können ihre Schmerzen nicht in Worten mitteilen. Gerade deshalb ist eine zufrieden stellende Schmerzbehandlung ein wichtiges Anliegen aller Ärzte und Pflegekräfte. Anästhesisten sind speziell für die Schmerztherapie ausgebildet und werden vom behandelnden Tierarzt zur Beratung zugezogen.