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Forschung Regionalanästhesie
Minipig profitiert von neuartiger Schmerzblockade bei Operation
10.07.2023: In einer aktuellen Publikation der Abteilung für Anästhesiologie und perioperative Intensivmedizin der Vetmeduni wird der Einsatz einer sogenannten Leitungsanästhesie bei einem 2-jährigen Minipig für eine Ovariektomie (Entfernung der Eierstöcke) beschrieben. Dabei wurde ein Quadratus lumborum Block eingesetzt, eine Technik, die 2007 das erste Mal in der Humanmedizin beschrieben wurde und erst 2020 bei Tieren.
Hierfür wurde in Narkose ultraschallgeleitet ein Lokalanästhetikum in der interfaszialen Ebene des M. quadratus lumborum (quadratischer Lendenmuskel) an zwei Punkten eingebracht. Dieser Block bewirkt bei richtiger Platzierung eine Schmerzausschaltung der Bauchwand und der Eingeweide, was gut gelungen ist – das Minipig brauchte während der Narkose keine systemischen Schmerzmittel und war bis 4 Stunden nach dem Aufwachen schmerzfrei.
Die erstmalige Beschreibung und der erfolgreiche Einsatz beim Minipig sind ein Meilenstein und großer Fortschritt für die Veterinärmedizin, da selbst als Haustiere lebende Schweine als lebensmittelliefernde Tiere gelten und strengen gesetzlichen Bestimmungen unterliegen, die den Einsatz von Medikamenten und insbesondere Schmerzmitteln sehr stark einschränken.
Der Artikel „Bilateral ultrasound-guided lateral quadratus lumborum block in a minipig undergoing ovariectomy“ von Moriz E. Klonner, Natali Verdier und Pablo E. Otero wurde in „Vet Record Case Reports“ veröffentlicht.
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Forschung Regionalanästhesie
Schmerzfreie Operation eines Unterschenkelbruches bei einem Zicklein
03.01.2022: Multimodales Schmerzmanagement: Ein Fallbericht der Abteilung für Anästhesiologie und perioperative Intensivmedizin der Vetmeduni beschreibt eine neuartige, ultraschallkontrollierte Leitungsanästhesie bei einer erst 6-Wochen alten Ziege. Dies ist der erste Bericht dieser Technik bei Ziegen weltweit.
Bei dem Jungtier wurde eine traumatische Unterschenkelfraktur operativ an der Vetmeduni Wien versorgt. Orthopädische Eingriffe am Knochen gelten als sehr schmerzhaft, die Schmerztherapie ist bei dieser Spezies jedoch nur eingeschränkt möglich. Da Ziegen ebenso wie andere Großtiere in Österreich als lebensmittelliefernde Tiere gelten, egal ob sie als Haus- oder Nutztier gehalten werden, gelten strenge gesetzliche Bestimmungen was die Medikamentengabe betrifft. Vorallem starke Schmerzmittel aus der Opioidgruppe, die normalerweise bei solchen Eingriffen eingesetzt werden, sind verboten.
Durch den Einsatz einer hochmodernen Technik zur Leitungsanästhesie konnte in diesem Fall trotzdem ein optimales Schmerzmanagement erzielt werden. Dazu wurden in Narkose unter Ultraschall-Kontrolle Depots von einem Lokalanästhetikum um zwei Nerven im Oberschenkelbereich (Nervus saphenus und Nervus femoralis) verabreicht, dadurch wird die Empfindung im Unterschenkel vorübergehend unterbunden. Durch die Verabreichung unter Sicht, die Nadel ist die ganze Zeit am Ultraschall sichtbar, wird der Erfolg der Regionalanästhesie gewährleistet und das Risiko von Verletzungen von Gefäßen oder Nerven minimiert.
Der Einsatz der Schmerzblockade war ein voller Erfolg, das Zicklein brauchte keine weitere medikamentöse Schmerztherapie während der Operation und begann 5 Minuten nach dem Aufwachen aus der Narkose schon bei seiner Mutter zu säugen.
Der Artikel „Ultrasound-guided saphenous and sciatic nerve block as part of multimodal pain management in a goat undergoing tibial fracture repair“ von Camilla Ferrero, Moriz E. Klonner, Natali Verdier und Carl Bradbrook wurde in „Vet Record Case Reports“ veröffentlicht.
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Forschung Regionalanästhesie
Neue Nervenblockade hilft einem Kälbchen bei Bruchversorgung
07.11.2020: Eine neuartige Technik der Lokalanästhesie unter Ultraschall-Kontrolle konnte erstmals bei einem Kälbchen mit einem Unterarmbruch erfolgreich eingesetzt werden, so beschreibt es eine Publikation der Abteilung für Anästhesiologie und perioperative Intensivmedizin der Vetmeduni Wien.
Traumatische Verletzungen mit Knochenbrüchen kommen leider auch bei Groß- und Nutztieren vor, wo das Schmerzmanagement eine besondere Herausforderung darstellt. Durch ihren Status als lebensmittelliefernde Tiere gelten hier besonders strenge gesetzliche Regelungen, die vor allem die Verabreichung von systemischen starken Schmerzmitteln verbieten. Um trotzdem eine Schmerzfreiheit, besonders bei Operationen, gewährleisten zu können, kann hier die Leitungsanästhesie eingesetzt werden.
Bei dem nicht mal 1 Monat alten Pustertaler Sprinzen Kalb, eine alte österreichische Nutztierrasse, die seit dem Jahr 2000 an einem Generhaltungsprogramm teilnimmt, wurde wegen einem Bruch von sowohl Elle als auch Speiche das Bein operativ mit einer Platte und Schrauben versorgt. In Narkose wurde unter Ultraschall-Kontrolle ein Lokalanästhetikum um die Nerven des Oberarmes injiziert (RUMM-Block, N. radialis, N. ulnaris, N. musculocutaneus und N. medianus). Bei dieser Technik werden das Risiko von Verletzungen von Blutgefäßen oder Nerven minimiert und die Erfolgsrate erhöht. Dieser Nervenblock wurde bereits bei anderen Tierarten wie Hund und Alpaka beschrieben, die Anatomie der betroffenen Strukturen ist jedoch geringfügig unterschiedlich. Trotzdem gelang den erfahrenen Tierärzt:innen der Vetmeduni die Ausführung in nur 7 Minuten. Dies ist der erste Bericht einer Leitungsanästhesie dieser Art bei Rindern weltweit.
Die Technik war erfolgreich, das Kalb zeigte keine Schmerzreaktionen während der Operation und keine weitere Schmerzmittelgabe war erforderlich bis nach der Operation. Es konnte in Folge geheilt mit voller Funktion des Beines nach Hause entlassen werden.
Der Artikel „Development of a lateral ultrasound-guided approach for the radial, ulnar, median and musculocutaneous (RUMM) nerve block in a calf undergoing surgical fixation of the antebrachium” von Robert Trujanovic, Pablo E Otero, Maria Paula Larenza Menzies und Nina Gasparik-Küls wurde in “Vet Record Case Reports” veröffentlicht.