Springe zum Hauptinhalt Springe zur Navigation

Graf-Lehndorff-Institut

Das Graf-Lehndorff-Institut ist eine gemeinsame Einrichtung der Veterinärmedizinischen Universität Wien und der Stiftung Brandenburgisches Haupt- und Landgestüt Neustadt (Dosse) für Forschung, Ausbildung und wissenschaftliche Dienstleistung in der Pferdezucht. Das Institut führt eigene Studien durch und beteiligt sich an der Ausbildung von Studierenden, sieht sich aber auch als wissenschaftlicher Kooperationspartner für die Dachverbände für Pferdezucht und Pferdesport und für Universitäten, an denen Langzeitstudien bei gesunden Pferden nicht möglich sind.

Aktuelles

Projekt HorseWatch oder - ab welchem Alter dürfen junge Pferde ins Training?

Ob Kinder sich zu Sportfans oder zu Bewegungsmuffeln entwickeln, entscheidet sich oft schon früh. Deswegen sollten bereits Kindergartenkinder sportlich aktiv sein. Wichtig dabei ist, dass der Sport den Kindern Spaß macht. Bei Pferden ist dies ähnlich und schon junge Fohlen bewegen sich auf der Weide täglich bis zu 10 km. Aber ab welchem Alter darf aus der spielerischen Bewegung ein systematisches Üben werden? Und wie erhält man die Freude der jungen Pferde an der Arbeit mit dem Menschen?

Das Mindestalter, in dem ein Training von jungen Pferden für den Reit- oder Rennsport beginnen darf, wird derzeit kontrovers diskutiert. Die generellen Regeln des Tierschutzgesetzes sind vor kurzem in den überarbeiteten Leitlinien für den Tierschutz im Pferdesport spezifiziert worden: Das Training von Pferden vor einem Alter von 30 Monaten wird weitgehend ausgeschlossen, es gibt jedoch Ausnahmen für Galopp- und Trabrennpferde. Im Hinblick auf die Verbandskörung von Warmbluthengsten sind bereits erste Anpassungen im Zuchtkalender, wie eine Verlegung der Körung an den Jahresanfang, erfolgt. Diese führen bereits jetzt zu Diskussionen, wie die Forderung einer Leistungsprüfung vor dem ersten Zuchteinsatz der Junghengste umgesetzt werden kann, ohne dass diese einer übermäßigen Belastung anderer Art ausgesetzt werden.

Da für eine Verschiebung der Altersgrenzen für den Trainingsbeginn bei Pferden kaum wissenschaftlich basierte Informationen vorliegen, hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) jetzt ein umfangrei­ches Forschungsvorhaben vergeben. Partner im Forschungsverbund HorseWatch (Untersuchung der frühen Nutzung von Pferden und möglicher Maßnahmen zur Vermeidung einer Überforderung oder Überlastung) sind das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB) in Potsdam, das Graf Lehndorff-Institut in Neustadt (Dosse), das Institut für Bewegungs- und Trainingswissenschaft der Universität Leipzig, das Institut für Tierschutz, Tierverhalten und Versuchstierkunde am Fachbereich Veterinärmedizin der Freie Universität Berlin, die Tierklinik Wusterhausen (Dosse) und das SVK-Sach­verständigenkuratorium e.V. Über ein begleitendes Expertengremium sind die Dachverbände des deutschen Pferdesports (Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V., Deutscher Galopp e.V. und Hauptver­band für Traberzucht e.V.), die Bundestierärztekammer, die Landestierschutzbeauftragten und die Pferdezucht begleitend in das HorseWatch-Projekt eingebunden. 

Ziel des Projektes ist es, die Reaktion junger Pferde auf Belastungen während des initialen Trainings und mögliche Einflüsse des Haltungssystems zu erfassen. In fünf Teilprojekten werden bei Jungpferden auf der Weide, Warmbluthengsten sowie bei Galopp- und Trabrennpferden grundlegende Körperfunk­tionen, Stressparameter, Verhalten, Entwicklung der Leistungsfähigkeit und Gesundheit in Abhängig­keit vom Alter und vom Haltungssystem untersucht. Neben dem Mindestalter soll auch die Haltung im Fokus stehen, weil mit dem Trainingsbeginn meist eine Umstellung aus der Gruppen- in die Einzelboxenhaltung erfolgt. Dadurch werden soziale Interaktionen mit anderen Pferden sowie die Möglichkeit zu freier Bewegung eingeschränkt. Möglicherweise ist die Umstellung des Haltungssystems für Tierwohl und –gesundheit kritischer als der schritt­weise Beginn von Ausbildung und Training. Bevor weitere Anpassungen bezüglich des Trainingsbeginn bei Pferden egal welcher Nutzungsrichtung erfolgen, wäre es sinnvoll, die Ergebnisse dieser Forschungsprojekte abzuwarten und in die Leitlinien für den Tierschutz im Pferdesport einfließen zu lassen.

Kontakt: Prof. Dr. Christine Aurich, Graf Lehndorff-Institut Neustadt (Dosse) und Veterinärmedizinische Universität Wien, christine.aurich@Vetmeduni.ac.at, 0043 1 25077 6400