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Drum prüfe, wer sich bindet – Freie Partnerwahl macht Junge stark gegen Infektionen
23.01.2014 -Die Partnerwahl spielt nicht nur in der Welt der Menschen eine tragende Rolle. Auch Mäuse wählen ihre Partner auf Basis bestimmter Kriterien. Forschende vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung an der Vetmeduni Vienna fanden nun heraus, dass sogar das Überleben der Nachkommen von dieser Wahl abhängt. Mäuseweibchen, die sich mit dem Partner ihrer Wahl paaren, bringen Junge zu Welt, die besser mit Infektionen umgehen können. Die Forschungsergebnisse wurden heute im Journal BMC Evolutionary Biology veröffentlicht.
Dass Mäuseweibchen gesunde, starke und widerstandsfähige Partner bevorzugen, ist schon seit langem bekannt. Weibchen können anhand der sekundären Geschlechtsmerkmale wie z.B. dem Geruch oder dem Aussehen der Männchen, Informationen über deren Immunsystem und sogar den Befall mit Parasiten einholen. Es wird schon seit geraumer Zeit vermutet, dass aus der freien Partnerwahl widerstandsfähigere Nachkommen hervorgehen. Nachgewiesen wurde diese Vermutung aber bislang noch nicht, da frühere Studien die Krankheitsresistenz nur indirekt, über Parasitenbelastung oder Immunantworten auf Antigene, gemessen haben. Diese Werte sind aber nicht unbedingt aussagekräftig bezüglich Gesundheit und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten, sie zeigen nicht direkt den Einfluss der Partnerwahl auf das Überleben der Nachkommen nach Infektionen an. Die Ergebnisse der neuen Studie belegen erstmals, dass Partnervorlieben die Nachkommenschaft tatsächlich vor Infektionskrankheiten schützen.
Sex mit dem „richtigen“ Partner bringt mehr Nachkommen
Ein Forschungsteam um Dustin Penn testete an wilden Hausmäusen (Mus musculus musculus), ob sich die Vorliebe für einen bestimmten Partner auf das Überleben der Nachkommen nach einer Infektion auswirkt. Weibchen konnten also zuerst einen Partner wählen. Dann wurden diese Weibchen entweder mit den Männchen verpaart, die sie als Partner gewählt hätten oder mit denen, die sie nicht gewählt hätten. Die Weibchen, die sich mit dem bevorzugten Männchen paarten, zeugten durchschnittlich mehr Nachkommen, als Weibchen, die sich mit nicht selbst gewählten Partnern verpaarten. Die Wahl des Sexualpartners wirkt sich also allgemein positiv auf den Fortpflanzungserfolg aus.
Präferenz für einen Partner erhöht die Immuntoleranz bei den Nachkommen
Als nächstes untersuchten die Forschenden, wie die unterschiedlichen Nachkommen mit einer Salmonelleninfektion umgehen. So eine Infektion kommt bei Mäusen in der freien Natur häufig vor. Das Ergebnis war eindeutig. Nachkommen aus bevorzugten Verpaarungen konnten besser mit der Salmonellen Infektion umgehen als Nachkommen aus nicht bevorzugten Verbindungen. Erstaunlicherweise war jedoch die Keimbelastung bei allen Tieren in etwa gleich hoch, also unabhängig vom Partner der Mutter. Daraus schließen die Forschenden, dass die Fitness der Nachkommen eher mit der Immuntoleranz, also der Fähigkeit mit einer Infektionen umzugehen, zu tun hat, als mit der Immunresistenz, also der Fähigkeit Krankheitserreger zu bekämpfen. Penn und seine KollegInnen fanden in früheren Studien bereits heraus, dass die Resistenz gegenüber einer Salmonelleninfektion von verschiedenen Genen kontrolliert wird und somit auch vererbt wird.
Shirley Raveh, die Erstautorin der Studie, erklärt: „Wir dachten, dass die freie Wahl des Partners den Nachkommen ein stärkeres Immunsystem verschafft. Dass es aber eher die Fähigkeit ist, mit Infektionen umzugehen, war eine Überraschung. Wir hoffen, dass unsere Ergebnisse wieder neues Licht auf dieses Forschungsfeld lenkt und das Gebiet der parasitenbedingten sexuellen Selektion vorantreibt.“
Behandeln Mütter alle ihre Kinder gleich?
Penn und seine KollegInnen haben noch einiges vor. „In weiteren Studien möchten wir noch herausfinden, ob das Verhalten der Mütter etwas mit der Fitness der Nachkommen zu tun hat. Es könnte nämlich sein, dass Mütter, die Junge von ihren Wunschpartnern großziehen, mehr Energie für diese Jungen aufwenden. Nachkommen aus nicht frei gewählten Verbindungen erhalten möglicherweise weniger Fürsorge“, so Penn.