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Sommerlicher Tiefschlaf – Für einige Siebenschläfer beginnt der Winterschlaf bereits im Sommer
08.09.2015 - Der Winterschlaf beschränkt sich nicht nur auf die Wintermonate. WildtierökologInnen der Vetmeduni Vienna haben nun erstmals gezeigt, dass der Winterschlaf beim Siebenschläfer bereits im Juni und Juli beginnen kann. Das Phänomen tritt allerdings nicht jedes Jahr auf, sondern nur dann, wenn eine erfolgreiche Reproduktion und Jungenaufzucht nicht möglich ist. Tiere wählen dann das sichere Überleben im Winterschlafquartier. Die Ergebnisse wurden im Journal of Comparative Physiology B publiziert.
Obwohl ihr Name vermuten lässt, dass sie sieben Monate des Jahres schlafen, ruhen die Siebenschläfer (Glis glis) im Durchschnitt acht Monate lang. WildtierökologInnen vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde haben nun erstmals belegt, dass der Winterschlaf bei diesen Tieren sogar noch länger dauern kann. Nämlich dann, wenn er bereits in den Sommermonaten beginnt.
Winterschlaf bis zu elf Monate lang
Der Winterschlaf beim Siebenschläfer kann bis zu 11,4 Monaten dauern. „Das ist weltrekordverdächtig“, meint Claudia Bieber, Mitautorin der Studie. „Siebenschläfer überdauern in unseren Breiten also nicht nur die Wintermonate unter der Erde im tiefen Winterschlaf, sondern beginnen damit bereits in den Sommermonaten.“
Diese extremen Winterschlaflängen treten allerdings nicht in jedem Jahr auf, sondern nur in Jahren mit geringer Buchenmast. Eine erfolgreiche Reproduktion und Jungenaufzucht ist von extrem energiereicher Nahrung in Form von Buchensamen abhängig. Sind diese nicht vorhanden, wählen die Tiere häufig den frühen Winterschlaf. Eine mögliche Erklärung für das Phänomen liegt in der höheren Überlebenswahrscheinlichkeit während des Winterschlafes. Tief unter der Erde im Winterschlafquartier sind die Tiere sehr sicher und entgehen Räubern wie beispielsweise dem Kauz.
Auch nicht alle Tiere einer Population beginnen so früh mit dem Winterschlaf, sondern lediglich jene Tiere, die relativ hohe Körperfettreserven durch alternative Nahrung angesammelt haben. Besitzen die Tiere weniger Fettreserven, bleiben sie aktiv oder zeigen kürzere Phasen von sogenanntem Sommerschlaf.
Winterschlaf statt Reproduktion
„Unsere Ergebnisse widersprechen der gängigen Theorie, dass der Winterschlaf lediglich dazu dient widrige Klimaverhältnisse und schlechte Futterbedingungen zu überdauern. Wir zeigen, dass Siebenschläfer auch bei mildem Klima und ausreichend Futter in Winterschlaf gehen können, vorausgesetzt, ihre Fettreserven sind ausreichend. Ist die Reproduktion aussichtslos, entscheiden sich die Tiere für diesen Weg. Im nächsten Jahr sind die Chancen auf eine erfolgreiche Reproduktion vielleicht höher“, so Bieber.
Die Fähigkeit zum Winterschlaf wird demnach wesentlich vielfältiger eingesetzt als bisher vermutet. Siebenschläfer scheinen durch die extreme Nutzung des Winterschlafs eine hohe Langlebigkeit zu erreichen. Einige Tiere werden bis zu zwölf Jahre alt. Zum einen erreichen sie dies, indem sie Ihren Fressfeinden ausweichen, zum anderen sind dafür aber natürlich auch physiologische Anpassungen, wie bestimmte Zellreparaturmechanismen nötig. „Wir wollen in Zukunft weiter erforschen, wie Siebschläfer es schaffen, ihren Körper so lange fit und gesund zu halten und welche Rolle der Winterschlaf dabei spielt“, erklärt Bieber.
Der Artikel „How to spend the summer? Free‑living dormice (Glis glis) can hibernate for 11 months in non‑reproductive years” von Franz Hoelzl, Claudia Bieber, Jessica S. Cornils, Hanno Gerritsmann, Gabrielle L. Stalder, Chris Walzer und Thomas Ruf wurde im Journal of Comparative Physiology B publiziert (
DOI 10.1007/s00360-015-0929-1):